Berlin. Olaf Scholz schnackt Platt im ZDF, die Union schäumt, die Deutschen – googlen. Was hat der Kanzler da eigentlich gesagt?
Friedrich Merz gefällt das nicht, Markus Söder erst recht nicht: Da geht der eben vertrauensenzogene Bundeskanzler Olaf Scholz ins „heute journal“ und snackt Platt vom „Fritze Merz“, der „nur Tünkram“ erzähle – und spätestens hier dürfte der Durchschnittsdeutsche ausgestiegen sein.
Während Unionspolitiker am Dienstag fehlenden Respekt bemängeln, oder, in Söders Fall, gleich die Demokratie gefährdet sahen, googelt das Land: Tünkram? Kurz nach Ausstrahlung des Gesprächs zwischen Scholz und ZDF-Moderator Christian Sievers schießen die Suchanfragen bei Google durch die Decke. Das Interesse flacht dann zwar schnell wider ab, aber die Kurve zeigt:
Die Republik ist hellhörig geworden, sucht nach Antworten, möchte wissen, was ihr Kanzler da von sich gibt.
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Tünkram? Was bedeutet das
Tünkram also, nicht zu verwechseln freilich mit dem phonetisch wie orthografisch abweichenden „Tüünkram“, bezeichnet ausweislich des NDR-Wörterbuchs für plattdeutsche Sprache, „dummes Zeug“ und, wenn im südlichen Niedersachsen vom Tünkram die Rede ist, auch „Unsinn“. Das macht Merz im scholz‘schen Slang zum Tünbüdel, zu einem, der gern Tünkram erzählt.
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Am südlichen Ende der Republik wäre da vielleicht vom „Schmarrn“ die Rede und man darf sich fragen, wie sehr Markus Söder am Dienstag an sich halten musste, um sich nicht auf das Niveau des Kanzlers zu begeben.
Der angesprochene Friedrich Merz reagierte noch in derselben Sendung auf den Kontrahenten: „Ich verbitte mir das“, sprach der CDU-Chef in reinstem Hochdeutsch, „dass der Herr Bundeskanzler mich in dieser Art und Weise hier persönlich bezeichnet und angreift.“
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Festzuhalten bleibt, dass auch Merz nicht nur oberhalb der Gürtellinie boxt, wenn er etwa Scholz belehrt, Europa habe keine Lust mehr auf einen belehrenden Kanzler. Und eigentlich ist das ja auch ganz gut so, es ist schließlich Wahlkampf. In Kurzfassung: ein Sprint ins Kanzleramt, kein Marathon. Da darf auch mal mundartlich attackiert werden.
Die Spielregeln für so einen dialektalen Schlagabtausch umreißt Politikwissenschaftlerin Ursula Münch bei „tagesschau.de“: Harte Bandagen und Übertreibungen seien erlaubt, sagte sie dort. Niemand müsse den politischen Gegner loben. Allerdings muss klar sein, „dass es sich um den Gegner und nicht um den Feind handelt“.
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