Bochum. Die A40 ist immer noch dicht, Baustellen dauern Jahre länger. Die Industrie- und Handelskammern rufen bei Land und Bund um Hilfe.

Gewerbetreibende im Ruhrgebiet appellieren an das Land NRW und den Bund, die vielen Verkehrshindernisse im Revier aus dem Weg zu räumen.

„Die Gemeinschaft der Industrie- und Handelskammern (IHK) an der Ruhr ist sich in der Einschätzung des Verkehrs einig: Aus Mobilität wird zunehmend Stillstand. Das ganze Ruhrgebiet ist davon betroffen“, sagte Michael Bergmann, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittleres Ruhrgebiet, dieser Redaktion. „Wenn zum Beispiel das Autobahnkreuz in Herne auch nur für einen Tag geschlossen wird, spürt das ganze Revier die Auswirkungen. Zeitpläne können nicht eingehalten werden, es ist kein Licht am Ende des Tunnels in Sicht.“

Aufschieben der A40-Freigabe bringt das Fass zum Überlaufen

Seit Monaten lägen in den Unternehmen die Nerven blank, berichten die Kammern. Die kurzfristige Ankündigung, dass die seit dem Sommer gesperrte A40 in Bochum doch noch nicht freigegeben wird, hat jetzt das Fass zum Überlaufen gebracht.

IHK / WAZ Gipfel mit den sechs Kammern im Revier
„Aus Mobilität wird zunehmend Stillstand. Das ganze Ruhrgebiet ist davon betroffen“: Hauptgeschäftsführer Michael Bergmann von der IHK Mittleres Ruhrgebiet. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

„Einen Tag vor dem geplanten Ende der A 40-Sperrung zu verkünden, dass diese mindestens drei weitere Wochen dauert, ist alles andere als perfekt“, sagt Sven Frohwein, Sprecher der IHK Mittleres Ruhrgebiet. Die A40 sei nur ein Beispiel von vielen: Oft stünden Gewerbetreibende in den Verkehrs-Verwaltungen vor verschlossenen Türen und empfänden dies als fehlende Wertschätzung.

Tatsache ist: Straßen- und Brückenarbeiten im Ruhrgebiet dauern oft länger als geplant. Maßnahmen wie der Ausbau am Autobahnkreuz Dortmund/Unna, die neue A40-Brücke bei Duisburg und der sechsspurige Ausbau der A43 verzögern sich um Jahre. Auf der A42 reiht sich eine Baustelle an die nächste. Dazu kommt ein Nahverkehr mit unpünktlichen und überfüllten Bahnen.

Viele Verwaltungen kümmern sich um den Verkehr, aber was ist mit ihrer Zusammenarbeit?

Ein Problem sind die vielen Zuständigkeiten. Zwei Büros der Autobahn GmbH des Bundes (Rheinland und Westfalen), der Landesbetrieb Straßen.NRW, drei Bezirksregierungen und die Stadtverwaltungen sind involviert. Ist so eine Verkehrsplanung für das Revier „aus einem Guss“ möglich?

Michael Tamminga-Wessels, Mobilitätsexperte bei der IHK Mittleres Ruhrgebiet, fordert eine „umfassende Verkehrsplanung für das ganze Ruhrgebiet“. Hindernisse müssten verlässlich angezeigt, Alternativen klar beschrieben werden. „Dafür müssten die vielen Akteure, die Baustellen und Verkehre planen, aber intensiver miteinander sprechen“, betont Tamminga-Wessels.

Wirtschaft schlägt den RVR als Behörde für regionalen Verkehr vor, aber der Verband will nicht

IHK-Chef Bergmann bringt den Regionalverband Ruhr (RVR) ins Gespräch, weil nur diese Verwaltung das ganze Revier im Blick habe. „Man sollte darüber nachdenken, dem RVR eine neue Zuständigkeit zu geben: die für den regionalen Verkehr“, meint Bergmann.

VERSTEHEN/FÜHLEN: Ist er
„Für Verbesserungen sind in erster Linie die Straßenbaubehörden von Bund und Land gefordert. Weder die Städte noch der RVR sind hierfür der richtige Adressat“, sagt Garrelt Duin, Regionaldirektor des Regionalverbands Ruhr (RVR). © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

RVR-Regionaldirektor Garrelt Duin (SPD) weist das aber zurück: „Wir teilen die Kritik der Industrie- und Handelskammern am unzureichenden Baustellen-Management. Für Verbesserungen sind in erster Linie die Straßenbaubehörden von Bund und Land gefordert. Weder die Städte noch der RVR sind hierfür der richtige Adressat“, sagte er.

Land NRW: „Es gibt längst ein Verkehrsinformationssystem aus einem Guss“

Das NRW-Verkehrsministerium betont, es gebe schon seit zehn Jahren eine funktionierende Baustellenkoordinierung im Land. „Das von den IHKen geforderte ,Verkehrsinformationssystem aus einem Guss‘ ist also schon realisiert, und es wird von mehr als 40 Kreisen und Städten, von Straßen.NRW und der Deutschen Bahn genutzt“, heißt es. 

Mehr zum Thema