Berlin. Der CDU-Ministerpräsident Schleswig-Holsteins spricht im Podcast über sein Verhältnis zu Söder und die „Verrohung“ des Politikbetriebs.
Die Ministerpräsidenten Daniel Günther (CDU) und Markus Söder (CSU) werden in diesem Leben vermutlich keine Freunde mehr. Einer der Gründe dafür ist Günthers politische Partnerwahl.
Im Podcast „Meine schwerste Entscheidung“ nennt der schleswig-holsteinische Regierungschef Günther seine Koalition mit den Grünen eine der wichtigsten Entscheidungen seines politischen Lebens. Der bayerische Landeschef Söder dagegen bezeichnet ein schwarz-grünes Bündnis als „absolutes No-Go“ .
Im Podcast kritisiert Günther das ständige Abarbeiten der CSU an den Grünen massiv: „Ich glaube, eine selbstbewusste Partei, und das sollten CDU und CSU auch gemeinsam sein, wirbt für eigene Stärke und macht sich nicht so klein und redet über andere, um selbst irgendwie Aufmerksamkeit zu bekommen“, so Günther. „Da würde ich mir von Markus Söder im Moment auch wirklich mehr Selbstbewusstsein wünschen.“
Auf Nachfrage, ob er glaube, Söder mangele es an Selbstbewusstsein, antwortet Günther: „Na ja, in der Frage ja eindeutig, weil sonst würde man ja mit eigener Stärke da reingehen und nicht immer nur über andere reden und glauben, dass man sich nur dadurch stark machen kann, dass man andere schlecht redet.“ Gerade im Bundestagswahlkampf, so Günther, sei es entscheidend, auf die eigenen politischen Konzepte zu vertrauen.
Er wolle als Landesvater Verlässlichkeit ausstrahlen: „Ich bin nicht jemand, der heute Bäume umarmt und morgen sagt, die Grünen sind der Hauptgegner.“ Günther spielt dabei auf einen Fototermin von Markus Söder im Jahr 2019 an, bei dem der bayerische Ministerpräsident einem Baum seine Zuneigung schenkte, um für den Klimaschutz zu werben.
Günther sagt im Podcast, er sehe sich nach wie vor in der Tradition Angela Merkels. Er versuche, „nicht zu polarisieren“, sondern „nach dem Machbaren“ zu gucken. Treffe er auf Söder, würden die beiden „frotzeln“ und sich gegenseitig aufziehen. Über sein persönliches Verhältnis zu Markus Söder sagt er: „Früher war es ein bisschen herzlicher. Seit 2021 ist es ein bisschen angespannter.“
Er versuche, die Spannung innerhalb der beiden Schwesterparteien sportlich zu sehen: „Also, ich würde mal sagen, er ist ja auch kein Kind von Traurigkeit im Austeilen. Und wenn er mir einen mitgibt, heißt das fünf Prozentpunkte mehr für mich in Schleswig-Holstein.“
„„Also ich finde die Entwicklung entsetzlich.““
Die Polarisierung in der deutschen Politik und der immer härtere Umgang der Parteien miteinander machten ihm Sorgen, sagt Günther in dem Gespräch, das im November aufgezeichnet wurde. Er sehe, „dass die Grünen im Moment Hauptleidtragende auch dieser Verrohung des Umgangs“ seien. „Und dagegen müssen wir uns als demokratische Parteien zur Wehr setzen, und haben wir als CDU auch eine große Verantwortung.“ Über den Hass, der den Grünen im Wahlkampf entgegenschlägt, sagt er: „Also ich finde die Entwicklung entsetzlich.“
Günther kritisiert, dass „Fake News“ über die Grünen verbreitet werden: „Also ich sag mal, den Grünen Sachen zu unterstellen, die sie nie gefordert haben. Wie dieses Haustierverbot. Ja, ich hab auch dann zwischendurch mal gedacht, wo sind jetzt irgendwann mal die Grenzen?“ Auf Instagram hatte CSU-Generalsekretär Martin Huber im Herbst 2024 vor einem Haustierverbot der Grünen gewarnt, was es so nie gab. „Wenn wir nicht Verhältnisse wie in den Vereinigten Staaten haben wollen, wenn wir nicht eine völlige Spaltung der Gesellschaft haben wollen, müssen wir einfach als demokratische Parteien anders miteinander umgehen“, sagt Günther im Podcast.
Im Podcast erzählt Daniel Günther außerdem
- Warum er das Erbe Angela Merkels hochalten möchte
- Weshalb er bewusst Fotos mit Robert Habeck postet
- Und inwiefern der Berliner-Politikbetrieb den Charakter verformt
Den Podcast „Meine schwerste Entscheidung“ können Sie hier hören und auf allen gängigen Streaming-Plattformen wie Spotify, Apple Podcast und Amazon Music. Neue Folgen erscheinen jeden zweiten Donnerstag. Bisher veröffentlicht:
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