Berlin. Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) erzählt im Podcast, warum sie laut und polarisierend wurde und was sie über Friedrich Merz denkt.

Marie-Agnes Strack-Zimmermann hatte nie ein Regierungsamt, und trotzdem kennen drei von vier Deutschen die FDP-Politikerin. Denn sie äußert sich klar und deutlich und haut gerne auch mal eine Provokation raus. Die Entscheidung, so laut zu werden, sei die schwerste politische Entscheidung in ihrem Leben gewesen, sagt sie im Podcast „Meine schwerste Entscheidung“ der FUNKE Mediengruppe, zu der auch diese Redaktion gehört.

Bei der Ukraine-Politik der Ampel-Regierung habe sie „auf Opposition“ gestellt, in der eigenen Regierungskoalition. „Und das will man ja nicht“, sagt sie. „Wir sind ein Team, und ich bin ein Teamplayer und gehöre auch zu denen, die auch unangenehme Entscheidungen, die in Fraktionen gefällt werden, mittragen.“ Sie habe aber laut werden müssen, so die FDP-Politikerin, um dem Kanzler zu sagen, dass es Grenzen der Loyalität gebe, wenn es darum gehe, die Ukraine zu unterstützen, wenn es darum gehe, „auch etwas wirklich klarzustellen: dass es völlig undenkbar ist, dass in Europa wieder Grenzen verschoben werden, weil der eine den anderen überfällt“.

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#5 Strack-Zimmermann über ihren Kampf gegen den Kanzler

Meine schwerste Entscheidung

Ihr Eindruck sei gewesen, „dass man eben den Bundeskanzler nicht erreicht“, dass er, selbst wenn er im Verteidigungsausschuss, den Strack-Zimmermann leitete, zu Gast war, nicht willens war, sich auf ein Gespräch einzulassen. Ein Vieraugengespräch über die Ukraine habe Scholz „nie zugelassen“. Kanzleramtsminister Wolfgang Schmidt habe zu ihr gesagt: „Je mehr Sie ihn unter Druck setzen, je bockiger wird er und je sturer wird er.“ Das könne sie nur bestätigen.

Heute ist Strack-Zimmermann Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Europaparlament. Mit einer Wiederwahl von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) rechnet sie nicht: „Olaf Scholz ist Geschichte.“ Im Podcast wirft sie dem Kanzler vor, die Lage der Ukraine nun im Wahlkampf zu instrumentalisieren und die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern zu einer Friedensfrage zu stilisieren: „Also nach dem Motto, ich liefere Taurus nicht, weil ich bring euren Frieden. Also etwas zu nutzen, worum die Ukrainer bitten, um den eigenen Wahlkampf zu befeuern, das ist einfach unanständig.“

Die Haltung der SPD finde sie in weiten Teilen „unsäglich“. Die Sozialdemokratie habe „einfach eine Brille auf und hat immer die russische Sicht“. „Und ich habe nie das Gefühl gehabt beim Kanzler und einigen, dass sie die Brille mal anziehen aus der ukrainischen Sicht.“ Dem neuen SPD-Generalsekretär Matthias Miersch wirft sie vor, Putin-Freund Gerhard Schröder zurück auf die politische Agenda bringen zu wollen.

„ „Das Problem fängt mit Olaf an und hört mit Scholz auf.“ “

Marie-Agnes Strack-Zimmermann über das Versagen des Kanzlers bei der Ukraine-Politik.

Von Friedrich Merz erhoffe sie sich einen grundlegenden Kurswechsel in der Ukraine-Politik: „Friedrich Merz hat jetzt die Chance, ein großer Kanzler zu werden, wenn er das Gegenteil dessen macht, was Olaf Scholz macht“, so Strack-Zimmermann. Wenn er dagegen zögere und „auch so ein bisschen quarkweich“ sei, werde Merz „einer von vielen Kanzlern“ sein. Der CDU-Vorsitzende habe die Chance, „jetzt wirklich den Unterschied zu machen“. Sie sei gespannt, ob er den Mut dazu habe. „Wenn nicht, wäre es historisch dramatisch.“  

Von FDP-Chef und Ex-Finanzminister Christian Lindner habe sie sich bei ihrem Konflikt mit dem Kanzler immer unterstützt gefühlt, sagte die Verteidigungspolitikerin. Er hätte sie bremsen können. „Und das hat er nicht.“ Es habe aber Momente gegeben, wo Lindner „darum bat, nicht nur auf Olaf Scholz zu gehen“, sondern mehr auf die Gesamtlage der Ukraine. „Also nicht auf Mann zu spielen, sondern mehr den Ball.“ Man habe aber „leider auf Mann spielen“ müssen, weil das Problem einen Namen habe, so Strack-Zimmermann. „Und das fängt mit Olaf an und hört mit Scholz auf.“

Im Podcast erzählt Strack-Zimmermann außerdem

  • Wie sie Putins Psyche deutet
  • Warum Friedrich Merz keinen Humor hat
  • Wann ihre Kinder einmal richtig sauer auf sie waren
  • Weshalb die beste Entscheidung ihres Privatlebens ihre Hochzeit vor 40 Jahren war

Den Podcast „Meine schwerste Entscheidung“ können Sie hier hören und auf allen gängigen Streaming-Plattformen wie Spotify oder Apple Podcast. Neue Folgen erscheinen jeden zweiten Donnerstag. Bisher veröffentlicht: