Washington. Mark Robinsons Entgleisungen über Frauen und Schwarze könnten den Ex-Präsidenten North Carolina kosten. Und damit das Weiße Haus.
Bis vor Kurzem war der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump voll des Lobes über den schwergewichtigen Mann, der sich anschickt, in North Carolina Geschichte zu schreiben: Als erster schwarzer Gouverneur des Bundesstaates, der bei der Präsidentschaftswahl im November eine Schlüsselrolle einnimmt.
Mark Robinson, 56 Jahre alt, hat sich mit extrem polarisierenden Kommentaren über Afro-Amerikaner, Frauen und Transgender-Menschen den Ruf eines ultra-konservativen Brandstifters erworben. Damit gilt der Mann aus Greensboro in der Trump-Szene als Held. Trump nennt ihn „einen der größten Stars unserer Partei” und „den heißesten Typen in der Politik”.
Dann kam der Donnerstag der vergangenen Woche. Und alles war anders.
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Der Sender CNN veröffentlichte einen Bericht über lange zurückliegende Kommentare Robinsons auf der Porno-Internetseite „Nude Africa”. Dort war er unter dem Namen „minisoldr” aktiv.
Und zwar so unterirdisch, dass die Trump-Kampagne befürchtet, von der Empörungswelle so brutal erfasst zu werden, dass der Ex-Präsident am 5. November North Carolina verliert – und damit einen wichtigen Baustein auf dem Weg ins Weiße Haus. Trumps Büchsenspanner haben nach US-Medienberichten seit Tagen in North Carolina antichambriert, um Robinson zum Rückzug zu bewegen.
Wegen Sätzen wie diesen: „Sklaverei ist nicht schlecht. Einige Leute müssen Sklaven sein. Ich wünschte, sie würden die Sklaverei wieder zurückholen. Ich würde gewiss ein paar kaufen.” So schrieb es Robinson, immerhin ein Nachfahre jener, die einst gegen ihren Willen aus Afrika verschleppt wurden, um in der neuen Welt zu schuften – und bezeichnete sich allen Ernstes als „schwarzer Nazi”, der Adolf Hitler jederzeit einem Barack Obama“ vorgezogen hätte.
Robinson streitet alles ab. Kurz vor der Veröffentlichung des CNN-Berichts ging er präventiv vor die Kameras, beklagte eine Schmutz-Kampagane seines demokratischen Rivalen Josh Stein gegen sich und beteuerte: „Ich steige nicht aus dem Rennen aus.” Aber darüber scheint das letzte Wort noch nicht gesprochen zu sein. Denn am Sonntag haben insgesamt sieben seiner engsten Mitarbeiter ihren Rücktritt eingereicht.
Republikanische Kongress-Abgeordnete, die North Carolina in Washington vertreten, nennen die Vorwürfe „absolut bestürzend” und einen „Klotz am Bein der Partei” auf den letzten acht Wochen vor der Schicksalswahl im November. Robinson müsse zum Wohl der Partei und Donald Trumps aufgeben, hieß es. Aber der will nicht.
Dabei spielt der Faktor Heuchelei offenbar die Hauptrolle. Als Politiker macht Robinson seit Jahren rhetorisch Hatz auf Schwule, Lesben und andere Minderheiten. So forderte er, Transgender-Frauen zu verhaften, die eine Frauen-Toilette benutzen, weil sie aus seiner Sicht Männer sind.
Vor über einem Jahrzehnt hörte sich das noch ganz anders an. Robinson schrieb freimütig darüber, wie er heimlich Frauen beim Duschen ausgespäht habe und dabei sexuell erregt gewesen sei.
„Ich sehe mir gerne Transen-Pornos mit Mädchen an. Das ist verdammt heiß!“
An einer anderen Stelle bekannte er, pervers zu sein: „Ich sehe mir gerne Transen-Pornos mit Mädchen an. Das ist verdammt heiß! Es nimmt den Mann raus und lässt den Mann drin!“
Robinson bestreitet, jemals so etwas gesagt zu haben und spricht von „fabrizierten anzüglichen Lügen der Boulevardpresse”. CNN weist in einer umfangreichen Darstellung nach, dass die Zitate authentisch sind.
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Unterdessen erinnern moderate Republikaner in Washington daran, dass der Politiker Robinson, derzeit immerhin stellvertretender Gouverneur, schwarze Demonstranten gegen Polizeigewalt schon als „schwachsinnige Negroes“ bezeichnet hat. Feministinnen waren für ihn „fem-nazi sexists“, und Transgender-Menschen „Degenerierte“. Mit dem Hollywood-Kassenschlager „Black Panther“ hätten ein „agnostischer Jude“ und ein „satanischer Marxist“ Afro-Amerikanern „die Schekel aus der Tasche“ gelockt.
In North Carolina mit seiner großen afro-amerikanischen Bevölkerung dürfte man am meisten darüber entsetzt sein, wie Robinson früher über die Schwarzen-Ikone „MLK”, über Dr. Martin Luther King, hergezogen ist. Er nannte ihn einen „verdammten Kommunisten-Bastard”, dessen Denkmal auf der „Mall „in Washington abgerissen gehöre. Zum Vergleich: Donald Trump bezeichnete Robinson im März als „Martin Luther King auf Steroiden“ und „Martin Luther King mal zwei“. Ein Mega-Lob, das er heute bereuen dürfte. Bei einer Kundgebung in Wilmington/North Carolina am Wochende erwähnte Trump den Namen Robinson kein einziges Mal.
Trump nannte Robinson lobend „Martin Luther King mal zwei“
Zu den größten Entgleisungen des aus einer zerrütteten Viel-Kinder-Familie stammenden Robinson gehörte kurz nach der Corona-Pandemie eine Brandrede über den „Wohltätigkeitsstaat”, der die Menschen der Arbeit entwöhne. Dabei bezog seine Frau, die ein Unternehmen im Bereich Kinderbetreuung hat, bemerkenswert hohe Hilfsgelder aus Washington.
Auch bei der Abtreibung misst Robinson mit zweierlei Maß. Frauen, die abgetrieben haben, beschimpft er als „Mörderinnen“, die Gefängnisstrafen verdient hätten. Obwohl er und seine Frau die erste Schwangerschaft abbrachen. Überhaupt Abtreibung: Schuld daran, so Mark Robinson, seien Frauen, „die ihren Rock nicht unten halten können“.
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