Essen. Immer mehr Mütter und Väter beantragen eine Kur – und finden keinen Platz. Der Klinikausbau allein wird das Problem jedoch nicht lösen.

Gestresst, erschöpft, überfordert: Immer mehr Eltern beantragen eine Mutter/Vater-Kind-Kur. Und warten über ein Jahr, bis sie diese antreten können. Einen Ausbau der Kurplätze fordert daher Verena Ising-Volmer. Ein guter Ansatz der Expertin, die für das Müttergenesungswerk spricht. Aber ein Ausbau allein wird das Problem nicht lösen.

Denn die hohe Nachfrage ist ein Symptom. Ein Symptom wie die vielen Arbeitsausfälle aufgrund psychischer Probleme. Auch diese Zahl steigt. Es muss viel früher eingegriffen werden. Es fehlen Rahmenbedingungen, die sicherstellen, dass Eltern erst gar nicht derart an ihre Grenzen kommen, dass sie dringend eine Kur benötigen.

Eltern warten lange auf Kita-Plätze

Eltern stehen oft alleine da. In der Leistungsgesellschaft ziehen sie für die Arbeit weg von der Herkunftsfamilie. Die Großeltern sind nicht in der Nähe – und auch ein verlässlicher Betreuungsplatz ist nicht garantiert. Die Realität sieht vielmehr und oft so aus, dass Eltern lange auf einen Platz in der Kita warten oder sich ständig freinehmen müssen, um Lücken zu stopfen, weil Erzieherinnen und Erzieher ausfallen. Das übrigens ebenfalls häufig wegen psychischer Erkrankungen.

Dabei haben Eltern seit über zehn Jahren ein Recht auf einen Kita-Platz auch für unter Dreijährige. Es ist fraglich, ob das Recht auf einen Platz im Offenen Ganztag in Grundschulen ab 2026 wirklich umgesetzt wird. Und bereits heute haben Eltern – bei medizinischer Voraussetzung – eigentlich einen Anspruch auf eine Mutter/Vater-Kind-Kur.

Ein Recht darf nicht länger eine unzureichende Kann-Leistung sein. Denn Eltern, die sich auf ihr Recht verlassen können – und das zeitnah –, kommen nicht so schnell an ihre Grenzen.