Berlin. Konzerte sind potenzielle Ziele von Anschlägen. Worauf Sicherheitskräfte beim Einlass achten – und wo es hierzulande große Lücken gibt.
Der deutsche Konzertsommer ist in vollem Gange. Internationale Stars wie Coldplay, Adele und Taylor Swift füllen deutschlandweit Stadien und begeistern Hunderttausende. Doch aufgrund der Menschenmassen sind Konzerte auch potenzielle Ziele für islamistisch motivierte Anschläge. 2015 in Paris, 2017 in Manchester und 2024 in Moskau sind die wohl bekanntesten Beispiele, bei allen Bekannte sich der Islamische Staat (IS) zu den Anschlägen.
Auch der aufgeflogene Anschlagsplan auf die Taylor Swift-Konzerte in Wien soll in Verbindung zu der Terrororganisation stehen. „Deutschland steht genauso wie andere EU-Staaten im Zielspektrum von Terrororganisationen wie dem sogenannten Islamischen Staat“, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser dieser Redaktion. Die Frage nach der Sicherheit von Konzerten stellt sich auch in Deutschland.
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Jonas Timm, Pressesprecher der größten privaten Sicherheitsfirma in Deutschland, Securitas, betont deshalb die Bedeutung eines Sicherheitskonzepts, das vor großen Konzerten „gemeinsam mit den Sicherheitsbehörden, dem Veranstaltungsort und dem Konzertveranstalter erstellt wird.“ Vor Ort übernimmt dann der Sicherheitsdienst die meisten Aufgaben. Das beginnt bei der Einlass- und Ticketkontrolle, umfasst aber auch das Einweisen auf die Plätze und die Absicherung der Bühne.
Verdächtig sind Menschen, die schnell Richtung Bühne laufen
„In der Regel sind in jedem Bereich auch Sicherheitskräfte eingesetzt, die die Besucherinnen und Besucher im Auge behalten und auf verdächtiges Verhalten achten“, erklärt Timm. „Verdächtig sind etwa Gegenstände, die eigentlich nicht mitgenommen werden dürfen, wie Feuerwerkskörper oder sehr große Kameras.“ Aufmerksam werden seine Kolleginnen und Kollegen außerdem bei auffälligem Verhalten – wenn also etwa jemand schnell in Richtung Bühne läuft.
Involviert in das Sicherheitskonzept war auch die Polizei in Gelsenkirchen, wo Taylor Swift kürzlich drei Konzerte spielte. „Unmittelbar vor einer Veranstaltung findet eine sogenannte Sicherheitsbesprechung mit dem Veranstalter und allen sicherheitsrelevanten Beteiligten statt, in der abschließend alle Sicherheitsaspekte besprochen werden“, sagt ein Sprecher. „Während einer Veranstaltung findet ein ständiger Austausch mit dem Veranstalter über den Verlauf statt.“
Sicherheitsexperte: Die größte Gefahr droht vor dem Konzert
Private Sicherheitsdienste haben keine besonderen Befugnisse – und auch keine spezielle Ausrüstung. „Daher arbeiten wir mit der Polizei sehr eng und im ständigen Austausch zusammen, da diese bei Veranstaltungen in der Größe eines Taylor Swift-Konzerts üblicherweise auch im Stadion vertreten ist“, erklärt Sicherheitsexperte Timm, der auch die Relevanz der Einlasskontrollen hervorhebt, bei nach gefährlichen Personen oder Gegenständen gesucht wird.
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An dieser Stelle sieht Timm aber auch Verbesserungspotenzial. „Metalldetektoren wären eine Möglichkeit, die Sicherheit zu erhöhen, das wird in anderen Ländern deutlich mehr genutzt.“ Die größte Gefahr bestehe aber außerhalb des Veranstaltungsortes, „wenn viele Menschen auf den Parkplätzen sind oder in den Schlangen stehen. Dort können intelligente Überwachungssysteme, die auffällige Bewegungsmuster erkennen und mehr geschultes Personal die Sicherheit erhöhen. Eine hundertprozentige Sicherheit kann es in einer freien Gesellschaft aber nie geben.“
Sollte es tatsächlich in der Konzerthalle zu einem Vorfall kommen, versuchen die Sicherheitskräfte, das Gebäude so sicher und geordnet wie möglich zu evakuieren. Timm rät den Konzertbesuchern in einem solchen Fall, nicht zu drängeln oder zu schubsen und den Anweisungen des Sicherheitspersonals Folge zu leisten. „Außerdem sollte man sich bei Konzerten immer bewusst machen, wo der nächste Notausgang ist. Wer etwas Verdächtiges bemerkt, sollte das an die Sicherheitskräfte melden, diese sind darauf geschult, Hinweise weiterzutragen.“