Berlin. Annalena Baerbock will sich auf ihr Amt als Außenministerin konzentrieren. Das gab die Grünen-Politikerin am Abend bekannt.

Die Nachricht kommt unerwartet und von der anderen Seite des Atlantiks: Am Rande des Nato-Gipfels in Washington gibt Annalena Baerbock CNN-Journalistin Christiane Amanpour ein Interview. Und als die Sprache darauf kommt, ob sie sich zur Bundestagswahl 2025 erneut um die Kanzlerkandidatur der Grünen bewerben will, schafft die Außenministerin zum ersten Mal öffentlich Klarheit.

„Die Welt ist offensichtlich eine ganz andere als zur letzten Bundestagswahl“, sagte Baerbock laut offizieller Übersetzung des Auswärtigen Amts in Berlin. Im Lichte des russischen Angriffskriegs und nun auch der dramatischen Lage im Nahen Osten brauche es nicht weniger, sondern mehr Diplomatie.

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Baerbock: Keine erneute Kandidatur aus „staatspolitischer Verantwortung“

Für sie bedeute ihre staatspolitische Verantwortung als Außenministerin in diesen extremen Zeiten deshalb: „Statt in einer Kanzlerkandidatur gebunden zu sein, meine Kraft weiterhin voll und ganz meiner Aufgabe zu widmen, Vertrauen, Kooperation und verlässliche Strukturen zu bilden – für und mit so vielen Partnern weltweit und in Europa, die darauf bauen.“

Baerbock beendet damit monatelange Spekulationen, ob sie es trotz des fehlerbehafteten Wahlkampfs 2021 noch einmal versuchen könnte. Genährt hatte sie diese Spekulationen kürzlich noch selbst in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“, als sie auf die Frage nach einer erneuten Kandidatur geantwortet hatte, „Als Außenministerin habe ich gelernt, dass alles möglich ist“.

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Baerbock macht innerparteilich den Weg frei für Robert Habeck

Innerparteilich dürfte damit der Weg frei sein für Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck. Schon bei der Wahl vor vier Jahren wäre der gern der Kandidat der Grünen geworden, zog letztendlich aber zugunsten Baerbocks zurück.

Öffentlich erklärt, dass er sich 2025 ums Kanzleramt bewerben will, hat Habeck zwar bislang nicht. Doch in den vergangenen Monaten gab es immer wieder Interventionen und Debattenanstöße des Vizekanzlers, die für Beobachterinnen und Beobachter nahelegten, dass der 54-Jährige seine Ambitionen nicht aufgegeben hat. Hätten beide Interesse an einer Kandidatur angemeldet, hätte der Partei möglicherweise ein harter Machtkampf bevorgestanden.

Und das in einer Situation, in der Geschlossenheit für die Grünen wichtig ist. Denn ob sie vor der Wahl im kommenden Jahr überhaupt in der Position sein werden, Anlauf auf das Kanzleramt zu nehmen, ist bislang allerdings offen. In den jüngsten Umfragen steht die Partei bei 11 Prozent.

Habeck lobt Baerbocks „hervorragenden Job“ als Außenministerin

Habeck erreichte die Nachricht von Baerbocks Verzicht auf seiner Sommerreise durch das Land. In einer ersten Reaktion betonte er, dass Baerbock in den vergangenen Jahren dafür gesorgt habe, dass Deutschland ein Stabilitätsfaktor in der Außenpolitik sei und einen „hervorragenden Job“ als Außenministerin mache. Auf die Frage nach einer Kandidatur seinerseits sagte er: „Alles Weitere werden wir in den Gremien beraten und die richtigen Entscheidungen rechtzeitig verkünden.“

Sollte Habeck kandidieren, will Baerbock nach eigener Aussage Schützenhilfe leisten: „Natürlich werde ich im Wahlkampf alles tun, um meine Partei zu unterstützen, wie ich es das letzte Mal auch getan habe.“