Berlin. Nach dem Großbrand bei Diehl führen neue Spuren nach Moskau. Ermittler zweifeln noch, aber ein Ex-Agent hält dies durchaus für denkbar.
Nach dem Großbrand bei der Firma Diehl in Berlin gibt es neue Spekulationen, dass es sich dabei um einen russischen Sabotageakt handeln könnte. Informationen dieser Redaktion zufolge ging bei deutschen Sicherheitsbehörden ein entsprechender Hinweis eines befreundeten Geheimdienstes ein. Die bisherigen Ermittlungen stützen den Verdacht allerdings nicht.
Diehl ist ein Mischkonzern, der unter anderem Waffen herstellt – darunter das Luftverteidigungssystem Iris-T, das in der Ukraine zum Einsatz kommt. Am 3. Mai hatte es in einem Diehl-Standort in Berlin-Lichterfelde gebrannt. Dort werden unter anderem Auto-Teile hergestellt, Rüstungsproduktion findet nicht statt. Ein Sprecher von Diehl sagte dieser Redaktion, dass als Brandursache ein technischer Defekt angenommen werde.
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Neue Informationen werfen nun allerdings die Frage auf, ob nicht doch eine Spur nach Russland führt. Zunächst hatte die „Bild“-Zeitung von entsprechenden Hinweisen eines ausländischen Nachrichtendienstes berichtet. Das „Wall Street Journal“ zog nun nach: Demnach gehen westliche Sicherheitsbeamte davon aus, dass russische Saboteure das Feuer gelegt haben, um die Lieferung von Waffen und Munition in die Ukraine zu stören.
Experte: „Passt ins russische Muster hybrider Kriegsführung“
„Es ist durchaus denkbar, dass Russland hinter dem Brand bei Diehl steckt“, sagte der Geheimdienstexperte Gerhard Conrad dieser Redaktion, schließlich sei die Firma für sein Iris-T-System weithin bekannt. „Insofern würde ein Anschlag in das von Nato und EU immer wieder beobachtete russische Muster der hybriden Kriegsführung passen, auch wenn der Standort in Berlin keine Produktionsstätte für Rüstungsgüter ist.“
Der frühere ranghohe BND-Mitarbeiter fügte hinzu: „Die Ausführung wäre relativ einfach, das Einbrechen in die Firma und die Brandstiftung gehören zum fortgeschrittenen professionellen kriminellen Handwerk.“ Das Feuer brach dem Vernehmen nach in einem Raum aus, zu dem nur wenige Menschen Zutritt haben. Die Aufzeichnungen von Überwachungskameras wurden durch den Brand zerstört.
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Entscheidend sei: „Liegen konkrete forensische Indizien beziehungsweise belastbare nachrichtendienstliche Hinweise dafür vor, dass Russland für das Feuer bei Diehl verantwortlich ist?“, so Conrad. Das ist offenbar bislang nicht der Fall. Weder gibt es konkrete Hinweise auf mögliche Täter oder Beweise für eine Verantwortung Russlands, noch fanden die Ermittler belastbare Indizien für einen Sabotageakt.
Russland soll Kriminelle rekrutieren und mit Kryptowährung bezahlen
„Zum jetzigen Zeitpunkt wird von einem technischen Defekt als Brandursache ausgegangen“, teilte die Senatsinnenverwaltung auf Anfrage mit. Gegen einen Anschlag spricht aus Sicht von Experten etwa, dass sich der Brand am helllichten Tag ereignete. Das „Wall Street Journal“ berichtete allerdings unter Berufung auf seine Quellen, dass erfahrene Profis hinter dem Feuer steckten. Über Internetplattformen wie Telegram rekrutiere Russland für seine Zwecke etwa Kriminelle und bezahle diese in Kryptowährung.
Deutsche Sicherheitsbehörden warnen, dass sich seit Russlands Überfall auf die Ukraine die Gefahr von russischer Spionage und Sabotage hierzulande massiv erhöht habe. Im April waren in Bayern zwei deutsch-russische Staatsangehörige unter dem Verdacht festgenommen worden, in Deutschland Brandanschläge und Sabotageakte geplant zu haben.
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Sicherheitsexperten erinnern im Zusammenhang mit dem Brand bei Diehl in Berlin daran, dass es in Deutschland zuletzt mehrere Hinweise auf mutmaßliche Sabotageakte gegeben hat. Zu Jahresbeginn war etwa bekannt geworden, dass Unbekannte mehrere Löcher in eine Flüssiggas-Pipeline in Schleswig-Holstein gebohrt hatten. Im vergangenen November entdeckten Bauarbeiter ein Sprengstoffdepot in der Nähe einer Treibstoffpipeline der Nato in Rheinland-Pfalz.
„Wir wissen, dass unser Land im Fokus verschiedener autoritärer Staaten ist“, sagte der Vorsitzende des für die Geheimdienste zuständigen Bundestagsgremiums Konstantin von Notz (Grüne) dieser Redaktion. „Den im Raum stehenden Fragen und Hinweisen auf russische Operationen auf deutschem Staatsgebiet muss sehr entschlossen nachgegangen werden“, forderte von Notz von der Bundesregierung. „Hierbei müssen auch ähnliche gelagerte Fälle, die es in der Vergangenheit zigfach gab, noch einmal sehr genau im Lichte aktueller Hinweise und eigener Erkenntnisse beleuchtet werden.“
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