Düsseldorf. Glücksspiel ist die perfekte Fassade für illegale Machenschaften, so das LKA. Auch „Fun Games“, wie der Flipper, birgen große Gefahren.

Mit illegalen Spielautomaten werden in NRW hohe Millionengewinne gemacht. Die Hintermänner sind allerdings schwer zu identifizieren. Das ist das Ergebnis einer internen „Strukturanalyse“ des Landeskriminalamts (LKA), die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Demnach sind vor allem vermeintliche „Fun Games“ ein großes Problem.

Glücksspiele: großer Markt für Organisierte Kriminalität

Die Spezialisten der Auswerte- und Analysestelle für Organisierte Kriminalität beim LKA schreiben zu Beginn ihres 37-Seiten-Papiers: „Spielen gilt als menschliches Grundbedürfnis“. Glücksspiele hätten demnach ein „besonderes Gefährdungspotenzial für Individuum und Gesellschaft“. Glücksspiel steht daher in Deutschland unter staatlicher Kontrolle. Doch der Markt biete „eine perfekte Fassade für kriminell unterlegte Ambitionen“, so das LKA.

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Daher sei hier vor allem die Organisierte Kriminalität aktiv. Die Analysten wollten für das aktuelle Papier eigentlich vor allem „Personen aus dem Clanmilieu“ beleuchten. Die Experten kommen aber zu dem Schluss, dass weit mehr Gruppen beim illegalen Glücksspiel mitmischen. Neben „türkisch-arabischen Clans“ zählten dazu „auch andere ethnisch geprägte Gruppierungen“ und Rockerclubs. Der illegale Markt sei dabei über Großaufsteller organisiert, die „über ein Netzwerk aus vorgeschobenen Strohleuten verfügen“.

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Mehr Spielautomaten in Bars und Vereinen

Insgesamt stellten die Behörden eine „deutliche Zunahme von Glücksspielgeräten (GSG) in Gastronomien wie Shisha-Bars, Teestuben, Kulturvereinen und Bordellen etc. fest, die durchaus als Treffpunkt von Akteuren aus dem kriminellen Milieu dienen.“ Und: „Oft dient das legale Angebot von Glücksspiel als Fassade für den illegalen Betrieb der GSG.“ Unregistrierte und registrierte Geräte seien kaum zu unterscheiden.

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Das gilt auch bei Automaten für „Fun Games“. An solchen Geräten kann man – wie bei einem Flipper oder an einer Dartscheibe – eigentlich kein Geld erspielen, daher müssen sie auch nicht bei den Behörden angemeldet werden. Tatsächlich gebe es aber zahlreiche Computerspiele, bei denen man doch Punkte gewinnen könne – für die es am Tresen dann Geld gebe, so das LKA. „Das Gerät begrenzt weder die Spielzeit noch die Gewinne oder Verluste“, so das interne Papier. Dadurch entstehe eine „hohe Suchtgefahr“.

Flipper oder Dart: Die sogenannten „Fun Games“ müssen nicht bei den Behörden angemeldet werden und birgen eine „hohe Suchtgefahr“.
Flipper oder Dart: Die sogenannten „Fun Games“ müssen nicht bei den Behörden angemeldet werden und birgen eine „hohe Suchtgefahr“. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Allgemein heißt es in der Analyse, über die die „Rheinische Post“ zuvor berichtet hatte, dass man eigentlich mehr geschultes Personal bei Polizeibeamten und der Kripo bräuchte, um falsche Automaten und deren Wirkweisen zu erkennen. Die Bekämpfung von Glücksspielkriminalität sei bisher aber noch kein Schwerpunkt in NRW.

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Glücksspiel: Strengere Regeln bei den Kontrollen

Entdecken kann man illegales Glückspiel nach Angaben des LKA quasi nur durch Hinweise aus der Bevölkerung und Kontrollen der Behörden. Von diesen gab es – vor allem wegen der Einsätze im Rahmen von „Maßnahmen gegen Clankriminalität“ – laut den Ermittlern seit 2018 besonders viele. Zudem gab es danach strengere Regeln. Wodurch auch die Zahl an angezeigten Straftaten stark anstieg: Bis 2019 lag die Zahl der registrierten illegalen „Veranstaltungen“ bei Glücksspielen noch im zweistelligen Bereich, 2021 waren es dann schon 334 Fälle. 2022 sogar 446.

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„Bei geplanten Kontrolleinsätzen wird behörden- und organisationsübergreifend zwischen Polizei und anderen Partnern zusammengearbeitet, sodass entsprechende Rechtsverstöße gezielt erkannt und verfolgt werden können“, betont das Innenministerium.

Bei einer Razzia lädt die Polizei einen sichergestellten Spielautomaten ein.
Bei einer Razzia lädt die Polizei einen sichergestellten Spielautomaten ein. © dpa | Henning Kaiser

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Mit Bezug auf die Fortbildung von Polizisten sagte ein Ministeriumssprecher auf Anfrage, dass die Sicherheitskooperation Ruhr zur Bekämpfung der Clankriminalität (SiKo) mit Experten der Polizei in Köln gerade ein Schulungsvideo vorbereite: „Dieses Video wird Aspekte der Verdachtsgewinnung und Identifizierung illegaler Glücksspielgeräte beinhalten.“ Das LKA unterstütze die Polizei vor Ort zudem bei der „Datensicherung- und Aufbereitung von sichergestellten Glücksspielgeräten“.

dpa/lnw