Berlin. Lehrkräfte und Erzieher sind überfordert, so der Bericht „Bildung in Deutschland“. Die Kinder auch, sie lernen zu wenig. Was nötig ist.
Seit 20 Jahren ist klar, warum ein nennenswerter Teil der Heranwachsenden am deutschen Bildungssystem scheitert. Erstens: Weil Kinder aus einkommensschwachen und bildungsfernen Elternhäusern zu wenig gefördert werden. Zweitens: Weil die Integration von Geflüchteten und Migranten über Generationen hinweg nur unzureichend funktioniert.
Seit zwei Jahrzehnten lassen wir uns den Zusammenhang von Elternhaus und Schulerfolg von Studien (PISA, IGLU) und Bildungsberichten bescheinigen. Es gibt dann immer wieder ein wenig Aufregung, viele Forderungen und Analysen, es werden Konzepte entwickelt und ausprobiert. All dies kostet viel Geld, das Budget liegt bei 260 Milliarden Euro ins System, 46 Prozent mehr als 2012.
Neuer Bericht: Zusammenhang zwischen Elternhaus und schulischer Leistung bleibt
Was das bringt, zeigt nun der neue Bericht „Bildung in Deutschland 2024“: Offenbar nichts, zumindest wenn es um die Bewältigung der Schlüsselprobleme geht. Im Gegenteil: Die Leistungen der Schülerinnen und Schüler sacken noch weiter ab, der Zusammenhang zwischen Elternhaus und Bildungserfolg hat sich gefestigt. Der Präsident des Lehrerverbandes befürchtet sogar eine Zunahme der Analphabeten.
Nun ist es nicht so, dass einfach wirkungslos Geld verschleudert oder sinnlos herumgedoktert wird. Vielmehr sind die Anforderungen so immens gewachsen, dass die Bildungsverantwortlichen kaum noch hinterherkommen. Durch die Flüchtlingskrise 2015, den Ukraine-Krieg, die Zuwanderung aus anderen Krisenherden der Welt werden immer mehr Kinder und Jugendliche ins Bildungssystem aufgenommen.
Es sind Heranwachsende, die unterschiedlicher kaum sein können; oft mit schlimmen Erfahrungen in ihrem kurzen Leben. Wie schnell sie Deutsch lernen, hängt auch von bisherigen Schulerfahrungen ab. Können sie lesen? Haben sie die Grammatik ihrer Muttersprache systematisch gelernt? Für die Lehrkräfte ist dies eine immense Herausforderung. Wie sollen sie unterrichten, wenn ein Großteil der Kinder sie womöglich gar nicht versteht?
Ohne Seiteneinsteiger würde der Schulbetrieb zusammenbrechen
Wenn es überhaupt Lehrkräfte gibt. Denn der Fachkräftemangel im Bildungsbereich ist die zweite große Baustelle. Ohne Seiteneinsteiger wären die Lücken kaum zu füllen. Es ist die Biologin, die sich in die Sekundarschule wagt; der Mathematiker, der Grundschulkindern das Einmaleins beibringt – und nebenher noch eine pädagogische Ausbildung absolviert.
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Noch besser wäre, der Lehrerberuf wäre endlich wieder hip und viel mehr junge Leute hätten Lust, jahrelang zu studieren und zwei Examina zu absolvieren, um sich den Herausforderungen einer heterogenen Schülerschaft zu stellen. Doch um das Interesse bei Abiturienten zu wecken, müsste Bildung in der Politik einen viel höheren Stellenwert haben.
Ähnlich wie bei der Bundeswehr braucht es eine Aufbruchstimmung im Bildungsbetrieb. Lehrerinnen und Lehrer und übrigens auch Erzieherinnen und Erzieher dienen schließlich den künftigen Generationen. Eine unschätzbar wertvolle Aufgabe, für die sie jede Anerkennung verdienen. Wie wäre es mit einem nationalen Kraftakt Bildung, damit dieser Teufelskreis aus Leistungsabfall und Lehrermangel endlich durchbrochen wird?
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Ob mit Förderbedarf oder ohne: Jedes Kind hat das Recht auf eine gute Bildung – ob es nun aus einem Akademikerhaushalt kommt oder vor einem Krieg oder einer schweren Krise geflohen ist.
Diese immense finanzielle Herausforderung gehört endlich auf die Tagesordnung bei den Debatten über Flüchtlinge und den Haushalt.
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