Düsseldorf. Das Thema Schule gilt auf Landesebene als wahlentscheidend. Jetzt hat die größte Oppositionspartei ihre Vorstellungen konkretisiert.
Die NRW-SPD will Schulen in ärmeren Stadtteilen völlig neu organisieren, um bessere Startchancen für Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern zu schaffen. Das geht aus einem „Aktionsplan“ hervor, den SPD-Schulexperte Jochen Ott am Dienstag vorstellte. Er wird Grundlage sein für das Programm zur Landtagswahl im Mai.
Konkret sollen Grundschulen in schwierigen Vierteln zu Familienzentren ausgebaut werden, um den Schulalltag besser mit lokalen Förder- und Unterstützungsangeboten zu vernetzen. Zudem sollen „kommunale Bildungslotsen“ gezielt Schüler beim Lernen betreuen. Viele Kinder und Elternhäuser bräuchten umfassende Hilfe, die Lehrer allein gar nicht leisten könnten, so Ott. Vor über 15 Jahren hatte NRW bereits damit begonnen, Kindertagesstätten zu Familienzentren auszubauen.
Kita und OGS sollen komplett gebührenfrei werden
In den kommenden Jahren stehen in den Grundschulen durch den neuen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung ab 2026 ohnehin umwälzende Veränderungen an. Zurzeit besuchen in NRW von insgesamt 650.000 Grundschülern nur etwa 320.000 die Offene Ganztagsschule (OGS).
Kitas und Offene Ganztagsschulen sollen nach dem Willen der SPD künftig komplett gebührenfrei sein. Zurzeit variieren die Kita-Kosten für eine 45-Wochenstunden-Betreuung kleiner Kinder landesweit je nach Kommune zwischen 0 und 3500 Euro jährlich. Ein OGS-Platz kostet in einigen Städten über 200 Euro monatlich plus Mittagessen, in anderen deutlich weniger.
NRW hinkt bei den Bildungsausgaben für Grundschüler deutlich hinterher
Die SPD will die Bildungsausgaben des Landes je Grundschüler insgesamt deutlich erhöhen: Bislang liegen sie deutlich unter dem Bundesschnitt. Landesweit 1000 Schulen in Problemvierteln sollen finanziell und personell besser ausgestattet werden. Die schwarz-gelbe Landesregierung hatte nach einem vergleichbaren Konzept zunächst nur NRW-weit 60 „Talentschulen“ gefördert.
Den Personalmangel in Grundschulen und Kitas wollen die Sozialdemokraten mit einer spürbar besseren Bezahlung beheben: Primarstufen-Lehrer sollen ebenso wie ihre Kollegen am Gymnasium künftig die Besoldungsstufe A13 (bislang A12) erhalten und angehende Erzieher mit einer tariflichen Ausbildungsvergütung geködert werden.
Die SPD stützt sich bei ihren Plänen auf eine Studie des Erziehungswissenschaftlers Wolfgang Böttcher von der Universität Münster für die Friedrich-Ebert-Stiftung, die in der sozialen Ungleichheit an den Schulen das Hauptproblem für schlechte Lernchancen und Lehrer-Überforderung sieht.