Berlin..

Klaus Wowereit sieht in der Kandidatur von Renate Künast (Grüne) ein Zeichen der Schwäche der Grünen. Die Partei gebe damit zu, „dass sie die erste Frau aus dem Bund zu Hilfe holen muss“, so Berlins Regierender Bürgermeister.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sieht in der wahrscheinlichen Kandidatur von Bundestagsfraktionschefin Renate Künast bei der Abgeordnetenhauswahl 2011 ein Zeichen der personellen Schwäche der Grünen. Die Partei gebe damit zu, „dass sie die erste Frau aus dem Bund zu Hilfe holen muss“, sagte Wowereit im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dapd. Dies sei das Eingeständnis der Grünen, in der Hauptstadt „personell schlecht aufgestellt“ zu sein.

Nach übereinstimmenden Medienberichten will Künast bei der Wahl am 18. September nächsten Jahres Wowereit herausfordern. Offiziell bekanntgeben soll sie die Kandidatur bei einer Parteiveranstaltung am 5. November.

„Status als Unbefleckte“

„Die Grünen werden im Wahlkampf nicht mehr mit der Haltung durchkommen, nichts zu sagen und nichts zu tun“, betonte Wowereit. Ihre starken Umfragewerte würden sie dazu zwingen, „ihre Positionen zu allen Themen darzustellen - und nicht nur zu klassischen Grünen-Themen“. Als Gründe für die herausragenden Umfragewerte der Grünen - auch auf Bundesebene - sieht Wowereit deren „Status als Unbefleckte“. Offensichtlich gelinge es der Partei, die im Bund wie im Land in der Opposition ist, „enttäuschte konservative Wähler“ für sich zu gewinnen.

Sollte Künast, wie sich abzeichnet, Spitzenkandidatin werden, kündigte der Amtsinhaber einen „fairen, aber in der Sache harten Wahlkampf“ an. Er verstehe sich persönlich gut mit Künast, fügte Wowereit hinzu. Das werde „auch das Klima des Wahlkampfes“ bestimmen. Künast war in der 80er und 90er Jahren Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses und unter anderem Fraktionsvorsitzende der Grünen.

Grüne mit 30 Prozent in Umfrage

Trotz des anhaltenden Umfragehochs für die Grünen gibt sich Wowereit gelassen. „Die SPD will stärkste Kraft im Land werden und den Regierungsauftrag erhalten“, sagte er. Die SPD stehe für die ganze Stadt, „nicht nur für Gutverdiener“ mit einem hohen Bildungsstand.

Bei der jüngsten Forsa-Umfrage mit der Sonntagsfrage zur Abgeordnetenhauswahl lagen die Grünen mit 30 Prozent vier Prozentpunkte vor den Sozialdemokraten. Zudem konnten die Grünen gegenüber dem Vormonat um drei Prozentpunkte zulegen. Eine Emnid-Umfrage sah dagegen die SPD mit 28 Prozent vor den Grünen (25 Prozent).

Er sei „nicht beunruhigt“ über diese Aufwärtsentwicklung der Grünen, sagte der Regierungschef. Nach seiner Auffassung müssen sich die Sozialdemokraten für die Parlamentswahl im kommenden Herbst auf ihre eigenen Stärken verlassen und nicht darauf hoffen, dass „andere schwach sind“. Bei der Abgeordnetenhauswahl 2006 hatte die SPD mit knapp über 30 Prozent der Stimmen das beste Ergebnis aller Parteien erreicht. (dapd)