Essen. NRW rechnet Ende Februar mit ersten wenigen Dosen des Novavax-Impfstoffes. Vor allem Skeptiker in Gesundheitsberufen sollen überzeugt werden
Der Vorsitzende des Hausärzteverbands Nordrhein rechnet nicht damit, dass der Novavax-Impfstoff der Impfkampagne neuen Schwung bringen wird. „Es gibt eine Gruppe von Menschen, die sich so in ein alternatives Weltbild verrannt hat, dass wir die auch mit einem neuen Impfstoff nicht erreichen“, sagte Oliver Funken am Freitag dieser Redaktion. „Es mag vereinzelt Menschen geben, die auf diesen Impfstoff gewartet haben, aber die große Masse ist das nicht.“
NRW regelt Verteilung der Impfstoffdosen streng
Ab dem 21. Februar sollen 1,4 Millionen Dosen des Proteinimpfstoffs des US-Herstellers Novavax in Deutschland ausgeliefert werden. Noch ist unklar, welche Charge NRW erhalten wird. Das NRW-Gesundheitsministerium rechnet bereits mit einem Engpass und will die Verteilung der erwarteten Dosen laut einer Mitteilung vom Freitag streng regeln.
Drei Viertel der Impfdosen sollen demnach Menschen zur Verfügung stehen, die von der einrichtungsbezogenen Impfpflicht betroffen sind. Sie wird am 15. März für Praxen, Kliniken und Pflegeheime scharf gestellt. Ungeimpften drohen Betretungsverbote. Weitere 20 Prozent der gelieferten NRW-Dosen sind für Menschen reserviert, die aus ärztlichen Gründen keinen der bislang zugelassenen neuartigen mRNA-Impfstoffe erhalten haben. Damit wären lediglich fünf Prozent der Impfdosen für die Allgemeinbevölkerung frei verfügbar.
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„Wie zu Beginn der Impfkampagne im Dezember 2020 besteht die Herausforderung darin, dass zunächst nur sehr begrenzte Mengen des Impfstoffs Novavax zur Verfügung stehen werden”, sagte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). Zunächst werde der Impfstoff ausschließlich im Rahmen kommunaler Impfangebote bereitgestellt, so das Ministerium. Verteilt werde dann nach dem jeweiligen Bevölkerungsanteil von Kreisen und Städten.
Hausarztpraxen sollen zunächst keine Novavax-Lieferungen erhalten
Das Land hat die kommunalen Impfstellen gebeten, Möglichkeiten zur Registrierung und Terminbuchung zu schaffen. Nötig sind zwei Impfungen im Abstand von drei Wochen.
Hausarztpraxen wären damit zunächst von Lieferungen ausgenommen. Hausärztechef Funken kritisierte das am Freitag: „Wir haben bewiesen, dass wir schneller impfen können. Es ist sinnfrei, jetzt wieder künstliche Nadelöhre zu schaffen“, so Funken.
Die Ständige Impfkommission hatte die Impfungen mit Novavax am Donnerstag für Menschen ab 18 Jahren empfohlen. Die Hoffnung ist, dass der Protein-Impfstoff Menschen von der Corona-Impfung überzeugen kann, die der neueren mRNA-Technologie bislang skeptisch gegenüberstehen. Die Impfstoff-Art ist länger erprobt.
Pflege-Vertreterin hofft auf Zuspruch für Novavax
NRW-Gesundheitsminister Laumann sagte bei einem überraschenden Auftritt am Rande einer Pro-Impfung-Demonstration in Ibbenbüren, seine Hoffnung sei, dass dieser Impfstoff auch bisherige Impfskeptiker erreiche.
Ihm stimmt Elke Hammer-Kunze, Vertreterin der Träger von Pflegeheimen und Diensten in der Freien Wohlfahrt NRW, zu. „Mit Blick auf die einrichtungsbezogene Impfpflicht, die Mitte März in Kraft tritt, hoffen wir natürlich, dass durch die Erweiterung des Impfangebotes nun auch diejenigen erreicht werden, die sich bisher aus unterschiedlichen Gründen nicht geimpft haben“, sagte die Vize-Chefin der AWO Westliches Westfalen. Es bleibe abzuwarten, ob Novavax angenommen wird. „Das würden wir uns wünschen.“
In NRW sind laut Robert-Koch-Institut 77,3 Prozent der Gesamtbevölkerung grundimmunisiert. Bei den über 18-Jährigen liegt die Impfquote bei 87,5 Prozent.
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