Düsseldorf. NRW-Gesundheitsministerium will Moderna-Impfstoff schnell einsetzen. Ältere Menschen mit eingeschränkter Mobilität brauchen dagegen Geduld.
Nach Angaben des NRW-Gesundheitsministeriums kann die Impfung von Ärzten und Pflegern in den Krankenhäusern schon vor dem 18. Januar beginnen, Grund ist die erste eingetroffene Lieferung des Corona-Impfstoffs von Moderna. Damit dürfte sich die Zahl von aktuell 215.587 Geimpften (Stand Ministerium, 13. Januar) bald schneller erhöhen – um den Wert hatte es um Donnerstag Verwirrung gegeben. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) adressiert derweil ein Schreiben an die über 80-Jährigen und bittet diejenigen mit eingeschränkter Mobilität in Bezug auf die Corona-Impfungen um Geduld.
Durch den frisch gelieferten Corona-Impfstoff von Moderna habe man sich dazu entschieden, die Unikliniken anzuschreiben und ein Impfangebot bereits vor dem 18. Januar zu machen, sofern diese bereits dazu organisatorisch vorbereitet sind, sagte eine Ministeriumssprecherin am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa. Für den großflächigen Impfstart in den besonders von Covid-19 betroffenen Bereichen der Krankenhäuser sei dagegen weiterhin der Montag vorgesehen.
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Was die Impf-Bereitschaft der rund 90.000 Beschäftigten angeht, sagte Karl-Josef Laumann, dass jeder die Entscheidung, ob er sich impfen lasse, für sich selbst treffen müsse. Laumann: "Alles das, was ich weiß, ist, dass dieser Impfstoff verantwortungsvoll ist", sagte Laumann. Eine Zwangsimpfung lehnt der Minister ab. Beim Start der Corona-Impfungen am Sonntag nach Weihnachten hatte es in den Pflegeheimen viel Skepsis und auch Sorgen über mögliche Impfschäden bei den Beschäftigten gegeben. Viele Pflegekräfte sagten deshalb, sie würden sich nicht impfen lassen.
Verwirrung um Zahl der Corona-Impfungen in NRW
Um den aktuellen Stand der Impfungen in NRW hatte es am Donnerstag Verwirrung gegeben. Grund dafür war die jüngste Übersicht des Robert-Koch-Instituts (RKI), das für NRW mit Meldestand 13. Januar nur 142 066 Impfungen ausgewiesen hatte. Das wäre eine Impfquote von 7,9 pro 1000 Einwohner gewesen – und damit der drittniedrigste Wert in Deutschland. Korrekt sei allerdings der deutlich höhere Wert von 215.587 Impfungen, wie eine Sprecherin des Gesundheitsministerium am Donnerstag auf dpa-Anfrage mitteilte.
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Die Impfungen erfolgten zurzeit ausschließlich durch mobile Impfteams in den Pflegeeinrichtungen des Landes, erklärte die Sprecherin. "Hier kommt es zurzeit noch zu Meldeverzügen, bis die Zahl der täglich geimpften Menschen mit dem dazu erforderlichen Datensatz an das RKI übertragen werden kann." Und weiter: "Wir gehen jedoch davon aus, dass mit der Aufnahme der Arbeit in den stationären Impfzentren der Meldeverzug deutlich abgebaut werden kann."
Gesundheitsminister Laumann bittet ältere Menschen um Geduld
Zudem bittet der NRW-Gesundheitsminister ältere Menschen, die zu Hause geimpft werden möchten, um Geduld. In seinem angekündigten Schreiben an die über 80-Jährigen verweist er darauf, dass die landesweit 53 Impfzentren in NRW in Kürze in Betrieb genommen würden und diese Personengruppe dort vorrangig geimpft werde. „Falls Sie das Impfzentrum nicht besuchen können und zu Hause geimpft werden möchten, muss ich Sie leider noch um ein wenig Geduld bitten, bis wir einen geeigneten Impfstoff haben“, schreibt Laumann in dem Informationsbrief, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Der derzeit zur Verfügung stehende Impfstoff sei zwar wirkungsvoll, aber in der Handhabung nicht einfach. Deshalb könne er nicht von Haus zu Haus transportiert werden. „Wir müssen in diesen Fällen leider abwarten, bis Impfstoffe zugelassen sind, die auch durch das Hausarztsystem genutzt werden können. Ich bin allerdings guter Hoffnung, dass solche Impfstoffe schon bald bereitstehen werden“, erklärt Laumann. Alle Bürger über 80 Jahren (und die, die noch im Januar ihren 80. Geburtstag haben) sollen die Informationsschreiben bis zum 23. Januar erhalten. Verschickt werden die Briefe von den Stadt- und Kreisverwaltungen, die die Briefe um eigene Angaben zu den Impfzentren ergänzen.
Termine für Corona-Schutzimpfungen können ab dem 25. Januar vereinbart werden
Ab dem 25. Januar können Menschen über 80 Jahren in NRW dann einen Termin in den Corona-Impfzentren vereinbaren. Das Ministerium empfahl am Montag, die Terminvergabe in zwei Wochen online unter www.116117.de abzuwickeln. Auch telefonisch sei dies dann möglich. Für das Rheinland lautet die Nummer 0800 116 117 01. Anrufer aus Westfalen müssen statt der 01 eine 02 anhängen. Diese und andere Informationen seien aber auch dem Brief der Kommunen und Kreise zu entnehmen.
Die 53 Impfzentren in den kreisfreien Städten und Landkreisen werden dann Anfang Februar den Betrieb mit der Impfung dieser Bevölkerungsgruppe aufnehmen. Das Land geht hier von rund einer Millionen Menschen aus, die für eine Impfung in Frage kommen. Wegen der bislang noch knappen Zuweisung des Impfstoffes rechnete das NRW-Gesundheitsministerium bislang damit, dass es acht bis zehn Wochen dauere, bis alle Über-80-Jährigen geimpft seien.
Weitere Planung hänge laut Laumann von der Freigabe weiterer Impfstoffe ab
Die weitere Planung der Corona-Schutzimpfungen in NRW hänge auch von der Freigabe weiterer Impfstoffe ab, die bei einer Zulassung auch in NRW eingesetzt würden. Zu der Diskussion, ob NRW auch eine einmalige Impfung plane, um zügig mehr Menschen immunisieren zu können, sagte Laumann, dass die Zulassung des Impfstoffs dies nicht zulasse. Laumann: "Wir halten uns hier an die Zulassungsbedingungen."
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Da Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern deutlich langsamer einen Corona-Impfschutz aufbaut, wird auf Bundesebene die Kritik am Krisenmanagement immer schärfer. Die SPD als Teil der Bundesregierung sprach von „chaotischen Zuständen“ und wies die Schuld Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zu. Auf EU-Ebene soll zu spät und zögerlich der in Deutschland entwickelte Biontech-Impfstoff bestellt und zugelassen worden sein. Von falschen Rücksichten auf Herstellerinteressen Frankreichs und bürokratischen Verfahren ist die Rede.
Laumann verteidigt Vorgehen: "Sehe da überhaupt keine Fehler"
Laumann verteidigte indes das Vorgehen: "Ich sehe da überhaupt keine Fehler, um es mal ganz klar zu sagen." Die gemeinsame Bestellung und Verteilung mit den EU-Partnern sei richtig gewesen und der frühe Durchbruch von Biontech/Pfizer so nicht absehbar: "Zu dem Zeitpunkt, als wir Impfstoff bestellen mussten, war es völlig richtig, auf verschiedene Hersteller zu setzen." (mawo/tobi/mit dpa)