Berlin. 42 Prozent der Deutschen gehen davon aus, dass sie eine zum Leben zu geringe Rente bekommen werden. Die Umfrage des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) weise damit vier Prozentpunkte mehr Rentenskeptiker aus als im Vorjahr. DGB und der Sozialverband VdK sind dagegen, den Rentenbeitrag zu senken.

Die Beschäftigten in Deutschland sehen ihrer Rente äußerst skeptisch entgegen: 42 Prozent glauben einer Umfrage des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zufolge, dass ihre künftige Rente nicht zum Leben reichen werde. Dies seien vier Prozentpunkte mehr als im vergangenen Jahr, teilte der DGB am Montag in Berlin mit. Weitere 40 Prozent seien der Ansicht, dass ihre Rente "gerade ausreichen" werde. Nur 18 Prozent der Beschäftigten glauben demnach, dass ihre Rente gut oder sehr gut reichen werde.

Der DGB forderte daher die neue Bundesregierung auf, "die Notbremse" zu ziehen und "den Absturz der Rentenniveaus" zu stoppen. Der Rentenversicherungsbeitrag dürfe nicht weiter gesenkt werden, erklärte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. Vielmehr müsse eine "Demografie-Reserve in der gesetzlichen Rentenversicherung aufgebaut" werden. "Wir brauchen einen neuen Rentenkonsens", forderte sie.

KoalitionAuf lange Sicht droht "eine folgenschwere Krise"

Es müsse verhindert werden, dass die Rücklagen der Rentenversicherung leergeräumt würden. Wenn die nächsten vier Jahre "verschenkt" würden, gerate das gesamte Rentensystem auf lange Sicht "in eine folgenschwere Krise".

Der Sozialverband VdK forderte einen parteiübergreifenden Rentenpakt, "um Altersarmut vorzubeugen". VdK-Präsidentin Ulrike Mascher erklärte: "Mini-Jobber, Beschäftigte im Niedriglohnsektor, Erwerbsgeminderte durch Krankheit oder Frauen in Teilzeit - sie alle sind durch niedrige Löhne von Armut im Alter bedroht." Auch der VdK wandte sich gegen eine Senkung des Rentenbeitrags. Dabei verwies er auch auf eine Allensbach-Umfrage, derzufolge 64 Prozent der Bundesbürger aus Angst vor Altersarmut gegen niedrigere Rentenbeiträge seien.

Linke will das Thema zur "Chefsache in der Opposition" machen

Die Linke warnte vor einem "Renten-Gau". Fraktionsvize Sarah Wagenknecht kündigte an, ihre Partei werde dies zur "Chefsache in der Opposition" machen. So werde sie Initiativen zur Wiederherstellung der Rente ab 65 Jahren ergreifen.

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hielt dem DGB hingegen vor, die Alterssicherung dürfe nicht einseitig auf die gesetzliche Rente ausgerichtet sein. Sie müsse auf den "drei Säulen" gesetzliche Rente, betriebliche und private Vorsorge basieren. "Wir brauchen keine Rolle rückwärts in der Rentenpolitik", erklärte der Verband. Der GDV forderte von einer neuen Bundesregierung unter anderem eine verstärkte Förderung der Riester-Rente und neue Impulse für die betriebliche Vorsorge.

Die Repräsentativbefragung des DGB hatte den Angaben zufolge auch ergeben, dass sich die betriebliche Altersvorsorge zwar in einigen Branchen gut entwickelt habe. Insgesamt hätten aber knapp ein Drittel der Beschäftigten (31 Prozent) gar keine Angebote von ihren Arbeitgebern erhalten, weitere 38 Prozent nur in geringem Maße. (afp)