Essen. Das Ruhrbistum wird von einer peinlichen Finanzaffäre erschüttert. Offenbar gab es eine jahrelange Misswirtschaft in der Buchführung.
Schlampige Buchführung, fehlerhafte Angaben beim Finanzamt: Das Ruhrbistum wird von einer heftigen Steueraffäre erschüttert. In der Finanzverwaltung des Essener Bistums herrschte offenbar eine jahrelange Misswirtschaft. Das kommt die Diözese, religiöse Heimat von rund 750.000 Katholiken im Ruhrgebiet, nun teuer zu stehen: Wie das Magazin „Spiegel“ am Freitag berichtete, musste das ohnehin finanziell unter Druck stehende Bistum bereits Ende September ungeplant eine Steuernachzahlung in Höhe von rund 5,8 Millionen Euro leisten. Darin enthalten: Nachzahlungen in Höhe von insgesamt 4,4 Millionen Euro für die Jahre 2008 bis 2017 sowie ein Zinsaufschlag von weiteren 1,4 Millionen Euro. Zudem drohen noch zusätzlich Strafzuschläge in Höhe von zehn bis 15 Prozent.
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Generalvikar Pfeffer
Das Bistum räumte die Versäumnisse am Freitag in einer Presseerklärung ein. Darin heißt es, man habe die für die Jahre 2008 bis 2017 fehlerhaft abgegebenen Steuererklärungen berichtigt und „Nachzahlungen an die Finanzverwaltung vorgenommen“. Auch die Höhe der Summe bestätigte das Bistum. Aufgedeckt worden seien die fehlerhaften Steuererklärungen im Rahmen eines vom Bistum selbst angestoßenen Projektes zur Vorbereitung auf Neuregelungen des Umsatzsteuergesetzes.
Bistum sichert Behörden volle Akteneinsicht zu
Klaus Pfeffer, als Generalvikar des Bistums Chef der Bistumsverwaltung, sicherte den Behörden uneingeschränkte Kooperation und Akteneinsicht zu. „Selbstverständlich unterstützen wir uneingeschränkt die Aufklärung des Sachverhalts mit Aufrichtigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Steuerehrlichkeit“, teilte Pfeffer mit. Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck sagte der WAZ: "Aus heutiger Sicht hätten wir die Öffentlichkeit früher informieren können und müssen. Das bedauere ich."
Generalvikar Pfeffer steht derweil seinerseits im Fadenkreuz der Behörden. Die Essener Staatsanwaltschaft leitete wegen des Steuerchaos ein Ermittlungsverfahren gegen ihn als Vertreter des Bistums ein. Ein Bistumssprecher betonte, dies sei eine in einem solchen Fall übliche Vorgehensweise.
Bistum 2019 in den rote Zahlen
Die Steueraffäre trifft das Ruhrbistum zur Unzeit. Die Revier-Diözese zählt zu den weniger wohlhabenden katholischen Bistümern in Deutschland. Mit einer Bilanzsumme von einigen hundert Millionen Euro verfügen die Essener nur über einen Bruchteil der Vermögenswerte der Nachbar-Bistümer Paderborn und Köln. Im letzten Berichtsjahr 2019 rutsche das Ruhrbistum sogar erstmals seit Langem deutlich in die roten Zahlen.