Essen. . Während Essen den Gürtel enger schnallt, kann Paderborn sein Milliardenvermögen ausbauen
Unter den Diözesen in Deutschland zählt das Essener Ruhrbistum zu den armen Schluckern. Die Kirchensteuereinnahmen liegen wegen der Sozialstruktur im Ruhrgebiet traditionell niedrig. Bei der Gründung vor knapp 60 Jahren wurde das jüngste deutsche Bistums von seinen „Mutter-Diözesen“ Köln, Paderborn und Münster zudem mit einer vergleichsweise schmalen Mitgift ausgestattet.
Das wird besonders beim Blick auf das Nachbarbistum Paderborn deutlich, das gestern zum zweiten Mal nach 2015 seine Finanzen offengelegt hat. Danach hat das Erzbistum, zu dem im Ruhrgebiet die Städte Dortmund, Hagen, Herne, Hamm, große Teile von Witten, Castrop-Rauxel sowie Gemeinden aus dem Kreis Unna und dem Ennepe-Ruhr-Kreis gehören, sein Vermögen im vergangenen Jahr um 3,7 Prozent auf knapp 4,2 Milliarden Euro aufstocken können. Damit ist das anno 799 gegründete Bistum eines der reichsten in Deutschland. Es liegt noch deutlich vor dem Erzbistum Köln, wo das Vermögen aktuell auf 3,5 Milliarden Euro beziffert wird.
Daneben nimmt sich das Ruhrbistum tatsächlich wie der arme Neffe aus: Lediglich 170 Millionen Euro an Eigenkapital wies die Bistumsbilanz 2014 aus. Die Zahlen für 2015 veröffentlichen die Essener erst in der kommenden Woche. Sie dürften kaum nennenswerte Veränderungen aufweisen.
Noch ein anderer Wert zeigt die weit auseinanderklaffende Schere zwischen Arm und Reich in der NRW-Bistumswelt: Aus Kapitalerträgen konnten die Essener 2014 nur 0,5 Prozent ihrer Gesamteinnahmen schöpfen. In Paderborn lag der Anteil um das 24-fache höher. Damit ist das Ruhrbistum deutlich abhängiger von den Kirchensteuererträgen als Paderborn.
Angelegt haben die Paderborner ihr Vermögen in Immobilien und Finanzpapieren. Allerdings gibt es neuerdings auch hier Ertragsprobleme. Die aktuelle Aufstockung sei nötig, um die „enormen Pensionsverpflichtungen für die Mitarbeiter“ im Umfeld niedriger Kapitalmarktzinsen absichern zu können, teilte das Bistum mit.