Essen. Vor dem Überfall auf die Ukraine war ein Großteil der Bevölkerung noch gegen Waffenlieferungen. Überwältigende Mehrheit will Flüchtenden helfen.

Der Ukraine-Krieg hat den Blick vieler Menschen auf Waffenlieferungen an das Land und die militärischen Fähigkeiten Deutschlands fundamental verändert. Noch kurz vor Beginn des Überfalls russischer Truppen auf die Ukraine am 24. Februar sprachen sich in bundesweiten Umfragen Dreiviertel der Befragten strikt gegen deutsche Waffenlieferungen an das schon damals von einem beispiellosen russischen Truppenaufmarsch bedrohte Land aus.

Inzwischen hat sich das Meinungsbild komplett gedreht, wie das Forsa-Institut in seiner repräsentativen Umfrage im Auftrag dieser Redaktion und weiterer 38 NRW-Zeitungen ermittelt hat.

Große Mehrheit findet Waffenlieferung an die Ukraine richtig

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77 Prozent der Befragten in Nordrhein-Westfalen finden demnach die Entscheidung der Bundesregierung richtig, Waffen in die Ukraine zu liefern. Nur eine kleine Minderheit von 15 Prozent findet das nicht richtig. Mit Ausnahme der Anhänger der AfD, von denen die Hälfte die Waffenlieferungen ablehnt, unterscheidet sich das Meinungsbild in den einzelnen NRW-Regionen und den verschiedenen Gruppen der Bevölkerung kaum.

Am geringsten ist die Zustimmung zu den Waffenlieferungen noch bei den 30- bis 44-Jährigen (69 %). Mit jeweils um die 90 Prozent überdurchschnittlich hoch ist sie bei den Anhängern von CDU, SPD und Grünen.

100 Milliarden-Paket für Bundeswehr trifft auf breite Zustimmung

Drei Viertel (75 %) der NRW-Bürger finden auch die Entscheidung der Bundesregierung richtig, die Verteidigungsausgaben deutlich zu erhöhen und der Bundeswehr 100 Milliarden Euro mehr für eine bessere Ausstattung und die Beschaffung von Waffen zur Verfügung zu stellen.

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Diese Einschätzung findet sich in allen Befragtengruppen – sie fällt aber bei den Älteren deutlicher aus als bei den jüngeren. Auch die Anhänger der Grünen begrüßen mit deutlicher Mehrheit das von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) angekündigte dicke Plus im Verteidigungshaushalt. Mit 66 Prozent fällt die Zustimmung in dieser Gruppe aber im Vergleich am geringsten aus.

Dass die vom Westen gegen Russland verhängten Sanktionen wirken und die russische Führung um Präsident Putin zu einem Einlenken bewegen könnten, glauben indes nur 43 Prozent der Bürgerinnen und Bürger. 45 Prozent gehen davon aus, dass die Sanktionen weitgehend ohne Wirkung bleiben.

Viele haben Angst, dass der Krieg auch Deutschland erreicht

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Über die Hälfte der Menschen in NRW (60 %) hat zudem Angst, dass der Krieg zwischen Russland und der Ukraine auch Deutschland erreichen könnte. Besonders besorgt sind die Menschen im Ruhrgebiet (65 %) und vor allem im Sauer- und Siegerland (78 %).

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Nimmt man die Befragten beim Wort, zeichnet sich in NRW eine überwältigende Willkommenskultur gegenüber ukrainischen Flüchtlingen ab. Die übergroße Mehrheit, nämlich 89 Prozent, spricht sich klar dafür aus, dass Ukrainer auch in der eigenen Stadt aufgenommen werden.

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Im Ruhrgebiet finden dies 90 Prozent der Menschen, entlang der Rheinschiene sogar 96 Prozent. Auch eine deutliche Mehrheit der AfD-Anhänger (78 %) spricht sich für die Aufnahme Geflüchteter aus.

Kohleausstieg soll nicht verschoben werden

Eher skeptisch blicken die Menschen auf die Folgen des Konflikts für die Energiesicherheit in Deutschland. Vor dem Hintergrund der generell unsicheren Versorgungslage und angesichts des zu befürchtenden Ausfalls der Gaslieferungen aus Russland meint eine klare Mehrheit der NRW-Bürger (64 %), man solle die für dieses Jahr vorgesehene Abschaltung aller Kernkraftwerke überdenken. Lediglich die Anhänger der Grünen wollen mehrheitlich an der Abschaltung festhalten, 38 Prozent der Wählerinnen und Wähler der Grünen sind aber ebenfalls für eine Laufzeitverlängerung.

Dass auch der für 2030 geplante Kohleausstieg verschoben werden sollte, meinen hingegen nur 47 Prozent. 46 Prozent sagen, man solle am Ausstieg aus der Kohleenergie wie geplant festhalten. Mehrheitlich meinen das die Bewohner der Rheinschiene und des Münsterlandes, die 18- bis 29-Jährigen sowie die Anhänger der SPD und vor allem der Grünen, von denen 84 Prozent am geplanten Ausstieg festhalten wollen.

Sorge vor steigenden Energiepreisen

Über die Hälfte der Befragten (55 %) macht sich zudem Sorgen darüber, dass sie durch die hohen Energiepreise künftig in finanzielle Schwierigkeiten geraten könnten. Am meisten besorgt ist hier die Berufsgruppen der Arbeiterinnen und Arbeiter (74 %), am wenigsten die der Beamtinnen und Beamten (48 %).

Eine Aktion von 39 Zeitungen aus NRW

Für den NRW-Check wurden Anfang März, also nach dem Kriegsbeginn in der Ukraine, gut 2000 Wahlberechtigte aus NRW befragt. Es ist damit die umfangreichste Umfrage vor der Landtagswahl am 15. Mai. Auftraggeber der Forsa-Umfrage sind 39 nordrhein-westfälische Zeitungstitel mit einer täglichen gedruckten Auflage von rund zwei Millionen Exemplaren und einer durchschnittlichen wöchentlichen Gesamtreichweite in gedruckten wie digitalen Angeboten von rund 9,8 Millionen Nutzerinnen und Nutzern. Zu den Titeln gehören auch die Westdeutsche Allgemeine Zeitung, die Westfalenpost, die NRZ und die Westfälische Rundschau.

Bei allem Entsetzen über den von Russland zu verantwortenden Krieg in der Ukraine ist nur eine Minderheit von 19 Prozent aller Befragten der Meinung, dass der Westen alle Gespräche und Kontakte mit Russland abbrechen sollte, solange Russland die Ukraine besetzt hält. Die große Mehrheit von 72 Prozent meint, dass der Westen trotz allem versuchen sollte, mit Russland in Kontakt zu bleiben und über die Sicherheit in Europa Gespräche zu führen.

Pandemie bleibt das größte Problem in NRW

Die Corona-Pandemie beschäftigt die Menschen in NRW allerdings nach wie vor stärker als der Ukraine-Krieg. Als größtes Problem nennen 36 Prozent der Befragten die Pandemie, noch im Februar waren es 56 Prozent. Beim Krieg sind es 21 Prozent, dicht gefolgt von Verkehr mit 20 Prozent. Bildung sowie Klima- und Umweltschutz sehen je 17 Prozent als größte Probleme, die Inflation 16 Prozent.