Düsseldorf. NRW sieht Öffnungsperspektiven auch für Kirmes, Volksfeste und Marktveranstaltungen - aber nur in kleinem Rahmen und bei entspannter Corona-Lage.
Das Land NRW macht Kirmes-Fans und Schützenvereinen Hoffnung - zumindest für den Spätsommer: Sollte sich die Corona-Lage weiterhin entspannen bzw. stabil auf niedrigem Niveau bleiben, sieht die Landesregierung „Öffnungsperspektiven auch für Kirmes, Volksfeste und Marktveranstaltungen“, teilte die NRW-Staatskanzlei am Donnerstag mit.
„Sinkende Infektions- und steigende Impfzahlen schaffen in vielen Bereichen Öffnungsperspektiven“, heißt es in der Mitteilung. Für Großveranstaltungen allerdings sieht man bei Volksfesten allerdings noch schwarz. Öffnungschancen hätten dagegen „traditionelle, regionale Veranstaltungen mit begrenztem Teilnehmerkreis und familienorientiertem Charakter unter freiem Himmel“, sagt NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP).
Minister empfiehlt, „Planungen nicht zu früh abbrechen“
„Ich wünsche mir sehr, dass unsere beliebten traditionellen Feste in den Regionen Nordrhein-Westfalens so schnell wie möglich wieder stattfinden können“, wird darin NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) zitiert. Voraussetzung dafür sei, dass Veranstalter entsprechende Hygienekonzepte vorweisen können.
NRW-Wirtschaftsminister Pinkwart plädiert für Optimismus: „Veranstalter sollten ihre Planungen nicht zu früh abbrechen“, rät er. Manche haben das indes bereits getan: Das Neusser Bürgerschützenfest - immerhin das größte in NRW - wird auch 2021 wegen Corona ausfallen, teilte der Bürger-Schützenverein jüngst mit. Mit gut 8000 Teilnehmern und Hunderttausenden Besuchern dürfte das Bürgerschützenfest aber genauso wenig unter Volksfeste mit „begrenztem Teilnehmerkreis“ fallen, wie die ebenfalls bereits abgesagte Düsseldorfer Rheinkirmes oder die Cranger Kirmes in Herne, die auch 2021 wegen Corona ins Wasser fällt.
Temporäre Freizeitparks haben sich laut Land bewährt
Lokale Kirmes-Veranstaltungen seien „ein wichtiges Kulturgut dieses Landes“, betonen der Gesundheits- und der Wirtschaftsminister und seien „anders zu bewerten als Großveranstaltungen mit internationalem Publikum, die oftmals weitgehend in geschlossenen Großzelten stattfinden.“ Gute Chancen hätten dagegen erneut „temporären Freizeitparks“ unter freiem Himmel, heißt es in der Mitteilung - wie es sie im vergangenen Jahr in verschiedenen NRW-Städten gab.
Für die Schausteller wirbt Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbundes und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Schaustellerverbände in Nordrhein-Westfalen, sie würden jeden erdenklichen Strohhalm ergreifen, der ihnen die Chance gibt, Buden und Fahrgeschäfte wieder für Publikum aufzubauen: „Schausteller brauchen keine langfristigen Vorlaufzeiten und sind auch bereit, eventuelle Mietverträge mit kurzfristigen Auflösungsklauseln zu akzeptieren“, sagte Ritter.
Schaustellerverband: Kein Infektionsgeschehen nachgewiesen
Durch die Hygienekonzepte sei bei den temporären Freizeitparks im vergangenen Jahren „ein Infektionsgeschehen nicht nachgewiesen“ worden, sagt Ritter: „Unsere Geschäfte stehen abfahrbereit auf unseren Betriebshöfen. Wir sind jederzeit startklar, können in der Regel binnen weniger Tage auf dem Festplatz erscheinen und das Fest aufbauen.“
So wirbt Ritter aktuell in Essen für eine Sommerkirmes im Gruga-Park. In Soest werden örtliche Schausteller bis Ende Juli in der Innenstadt einige Kirmes-Buden und -Karussells öffnen. Die Stadt will damit unter anderem die „Innenstadt stärken“.
Freizeitparks fordern Öffnungsperspektive auch in NRW
Weiter geschlossen bleiben hingegen die Freizeitparks in NRW. Während die Parks in vielen Bundesländern wieder ihre Tore öffnen dürften, halte NRW "stoisch an einer epidemiologisch und sachlich unbegründeten Schließung fest." Das kritisierte der Verband Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen (VDFU), der rund 100 Parks vertritt.
Das Phantasialand in Brühl bei Köln sprach am Donnerstag von einer „nicht nachvollziehbaren Ungleichbehandlung“. Sollte sich der Betriebsstart weiter verzögern, drohe das Aus für viele Freizeitparks - und damit eine Lücke in der touristischen Infrastruktur, mahnte der Verband
In Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen oder Schleswig-Holstein habe man gemeinsam mit der Landespolitik Öffnungsstrategien entwickeln können. In NRW werde das nach wie vor verweigert, monierte der VDFU-Vorsitzende Jürgen Gevers. Die Düsseldorfer Staatskanzlei bleibe eine Erklärung schuldig, warum das Infektionsrisiko etwa im Zoo geringer sein solle als im Freizeitpark, zitierte der Verband den Ketteler Hof in Haltern am See.
Nach der Coronaschutzverordnung vom 12. Mai ist der Betrieb von Freizeit- und Vergnügungsstätten in NRW derzeit untersagt. Vom Verbot ausgenommen sind Freibäder, Minigolfanlagen, Kletterparks oder auch Hochseilgärten, die unter Einschränkungen und Auflagen wie Vorlage eines Corona-Negativtests öffnen dürfen. Warum man Freizeitparks hier ausschließe, sei unverständlich, monierte der Bottroper Movie Park laut Mitteilung.