Düsseldorf. Die Krankenhausgesellschaft NRW hat keine Vorbehalte gegen eine Impfpflicht für Pflegekräfte - anders etwa als NRW-Ministerpräsident Wüst.
Würde eine Impfpflicht für Pflegekräfte den Fachkräftemangel etwa in Krankenhäusern nur noch vergrößern? NRW-Ministerpräsident hat jüngst seine Bedenken geäußert, eine solche Pflicht zur Corona-Impfung könnte etwa an den Krankenhäusern mehr schaden als nützen. Die Krankenhausgesellschaft NRW, Vertretung der 260 Krankenhausträger im Land, teilt diese Vorbehalte nicht.
Sorgen über negative Folgen seien zu berücksichtigen, müssten aber vor dem Hintergrund der Schutzwirkung gegenüber Menschen in Hochrisikogruppen bewertet werden, teilt die Krankenhausgesellschaft mit Verweis auf die jüngste Empfehlung des Deutschen Ethikrats mit, der sich für eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen ausspricht.
Krankenhausgesellschaft: 90 Prozent Impfquote bei Krankenhaus-Personal
An den Krankenhäusern in NRW sei die Impfquote der Belegschaft nach Auskunft der Krankenhausgesellschaft allerdings bereits jetzt „weit über dem Durchschnitt der Menschen in Deutschland“, teilt ein Sprecher mit. Meldungen aus den 340 Mitgliedskliniken in NRW ließen von mehr als 90 Prozent Impfquote bei Ärzten und Pflegekräften ausgehen, sagt der Sprecher. „Zurzeit führen die Kliniken in NRW die Auffrischungs- beziehungsweise Booster-Impfungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch.“
Dass eine etwaige Impfpflicht den Fachkräftemangel an den Krankenhäusern verstärken könnte, schlage nach Auskunft der Krankenhausgesellschaft im Fall des Falles jedoch kaum mehr gravierend zu Buche. Tatsächlich habe die hohe physische und psychische Arbeitsbelastung der Beschäftigten an den Klinken dazu geführt, dass laut einer Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) von Ende Oktober 72 Prozent der befragten Krankenhäuser derzeit durch Kündigungen, interne Stellenwechsel oder Arbeitszeitreduktionen weniger Intensivpflegepersonal zur Verfügung als noch am Ende 2020. 86 Prozent der Kliniken könnte daher „ihre Intensivkapazitäten nicht vollumfänglich betreiben.“ Grund seien vermehrte Kündigungen, Arbeitszeitverkürzungen und interne Stellenwechsel.
Gesundheitsmininisterium: 80 Prozent der Covid-Kranken sind ungeimpft
Dies könnte nach Einschätzung der Krankenhausgesellschaft Krankenhäuser in diesem Winter an die Kapazitätsgrenze treiben, auch wenn die Impfungen erkennbar helfen würden, schwere Covid-Fälle zu verhindern. So wurden am Freitag vom RKI innerhalb von 24 Stunden fast 6000 Neuinfektionen in NRW gemeldet und damit fast so viele wie beim Höchststand in der zweiten und dritten Pandemie-“Welle“ im vergangenen Dezember und im Mai diesen Jahres. An den Kliniken in NRW aber sind mit gut 1700 Covid-Patienten derzeit längst nicht die 6000 Patienten in Behandlung, die dort Ende Dezember 2020 gezählt worden waren.
„Weil Geimpfte sich durchaus auch infizieren können, aber in der Regel nicht schlimm erkranken, ist besonders die Situation in den Krankenhäusern entscheidend. Dort haben wir eine leichte Zunahme an Patientinnen und Patienten, aber immer noch in einem handhabbaren Bereich“, sagt dazu ein Sprecher der NRW-Gesundheitsministeriums. „Etwa 80 Prozent der Coronapatientinnen und -patienten in den Krankenhäusern sind ungeimpft, die Geimpften sind also nicht das Problem“, sagt der Sprecher.
Mehr Impfstellen in den Kommunen
Für die Kommenden Monate sei deshalb „der Impffortschritt von zentraler Bedeutung. Hier müssen wir weiter an Geschwindigkeit zulegen“, heißt es im NRW-Gesundheitsministerium. Mit einem Erlass vom 9. November habe man die nötigen Weichen dazu gestellt, erklärt der Sprecher: Helfen sollen mobile ergänzende Impfstellen, die Kreise und kreisfreie Städte nun mit Unterstützung des Landes und der Kassenärztlichen Vereinigungen vor Ort kurzfristig einrichten können, um neben den Arztpraxen weitere Impf-Angebote machen zu können, auch für die Booster-Impfungen, heißt es im Ministerium.
Stand jetzt stünden nach Auskunft der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KV) bereits 3865 Ärztinnen und Ärzte vertraglich bereit, um diese Impfstellen ärztlich zu betreuen. 25 von 26 Kreisen und kreisfreien Kommunen im Beritt der KV Nordrhein hätten bereits angekündigt, ergänzende Impfstellen einrichten zu wollen, sagte der Sprecher auf Anfrage am Freitag.
Bei der Krankenhausgesellschaft NRW geht man allerdings davon aus, dass sich der weitere Anstieg bei der Zahl der Corona-Infektionen sich „auch in den Krankenhäusern bemerkbar machen und weitere wichtige Kapazitäten binden (wird; Red.), die wir eigentlich zur Behandlung anderer schwer erkrankter Patientinnen und Patienten benötigen.“ Es sei eine Tatsache, sagt der Sprecher: „Die meisten dieser jetzt stationär behandelten schweren Corona-Erkrankungen hätten die Betroffenen mit einer Impfung verhindern können.“