Düsseldorf. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen steigt auch in NRW sprunghaft an. Bund und Länder wollen kommenden Donnerstag über Maßnahmen beraten.
Trotz der sprunghaft steigenden Corona-Zahlen hat sich Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) gegen eine Impfpflicht ausgesprochen. Jeden Tag ließen sich noch mehrere tausend Menschen zum ersten Mal impfen. Das zeige, dass Argumente für das Impfen noch wirkten, sagte Wüst am Donnerstag im Radiosender WDR5.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete am Donnerstag einen neuen Rekordwert: Bundesweit wurden über 50.000 Corona-Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden gemeldet. In NRW waren es mehr als 6000 Neu-Infektionen. Auch dieser Wert nähert sich der bisherigen Rekordmarke von Mai diesen Jahres und Dezember 2020.
Wüst erklärte, er teile nicht die Auffassung, dass jede Person, die sich bisher noch nicht habe impfen lassen, ein „massiver Impfverweigerer“ sei. Er wolle diese Gruppe nicht dadurch verschrecken, „dass ich ihnen eine Impfpflicht vor den Latz knalle“, sagte Wüst. „Sollen wir die Leute mit der Polizei zum Impfen zwingen?“
NRW-Ministerpräsident Wüst: Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen kontraproduktiv
Auch eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen wie Pflegepersonal sieht der CDU-Politiker skeptisch. Pflegekräfte seien „in Gold aufzuwiegen“, sagte Wüst mit Blick auf den Fachkräftemangel. Pflegepersonal, das sich nicht impfen lassen wolle, sei vielleicht auch an anderen Stellen einsetzbar. Viele Kräfte hätten angesichts der Arbeitsbelastung schon Stunden reduziert. „Wenn wir da noch Leute raustreiben mit einer Impfpflicht, weiß ich nicht, ob wir der Sache dienen“, so Wüst. „Ich setze auf Überzeugung.“
„2G“-Regeln: Bund und Länder tagen kommenden Donnerstag
Zurück zu einem Lockdown oder Schulschließungen angesichts der zugespitzten Lage will der NRW-Regierungschef „ganz sicher nicht“. Darin sei er sich auch mit dem Koalitionspartner FDP einig. Aus der FDP hatte es Kritik an Wüsts Plan gegeben, in NRW eine 2G-Regel im Freizeitbereich einzuführen. Das heißt, dass nur noch Geimpfte und Genesene Zutritt in bestimmte Bereiche hätten.
Wüst will beim Thema 2G allerdings einen Regel-„Flickenteppich“ verhindern und strebt eine bundesweite Regelung an: Es brauche einen „gemeinsamen Fahrplan zur Bekämpfung der Pandemie in den kommenden Winter-Wochen, sagte die Wüst im WDR. Er setze darauf, dass sich darüber zusammen mit allen Bundesländern und dem Bund eine Einigung erzielen lasse, sagte Wüst.
Die von Wüst angeregte Bund-Länder-Runde soll kommende Woche Donnerstag zusammenkommen, bestätigte am Vormittag ein NRW-Regierungssprecher laut einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa. NRW-Ministerpräsident Wüst ist aktuell der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz. (mit dpa)