Peking/Pjöngjang..

Diktator Kim Jong Il präsentiert seinen Sohn Kim Jong Un und die Macht des Regimes zum ersten Mal live im Fernsehen. Der bislang unbekannte Sohn soll vermutlich das politische Erbe seines Vaters antreten. China unterstützt das diktatorische Regime.

Massengymnastik, Feuerwerk, Militärparade: Mit gewaltigem Aufwand hat die nordkoreanische Regierung am Wochenende in Pjöngjang das 65-jährige Bestehen der herrschenden Arbeiterpartei gefeiert. Zum ersten Mal übertrug das Fernsehen des Landes live Bilder des „Generals“ Kim Jong Un. Der dritte Sohn von Machthaber Kim Jong Il stand in der Nähe seines Vaters neben hochrangigen Offizieren auf dem Rostrum des Kim-Il-Sung-Platzes, während unten exakt abgezirkelte Ko­lonnen paradierender Soldaten und Bürger, Panzer und Lkw mit Kriegsgerät vorbeizogen.

Der Vater abgemagert, der Sohn füllig

Der fast völlig unbekannte jün­gere Kim war der Öffentlichkeit erst vor wenigen Tagen auf einer Parteikonferenz als politischer Erbe seines kränkelnden Vaters vorgestellt worden: Nun erschien er in seiner neuen Generalsuniform und applaudierte. Die meisten Nordkoreaner und die Weltöffentlichkeit sahen an diesem Tag zum ersten Mal den Mann, der das Schicksal der Atommacht Nordkorea künftig bestimmen und die Kim-Dynastie womöglich in der dritten Generation an der Staats-Spitze vertreten wird. Funktionäre sprachen von einer „rosigen Zu­kunft“ unter Führung der Kims.

Der ältere Kim, der 2008 einen Schlaganfall erlitten haben soll und deutlich abgemagert ist, war über eine Stunde lang zu sehen. Er hielt sich am Geländer des Rostrums fest, als er stehend die Huldigungen der Marschierer entgegennahm. Vor Beginn der Feierlichkeiten war er zusammen mit ranghohen Mitgliedern der Arbeiterpartei durch das Zentrum der Hauptstadt marschiert und hatte sich dabei filmen lassen, wie er Artisten der Akrobatiktruppe in ihrer Wohnung besuchte. Ungewöhnlich war nicht nur die Tatsache, dass die Festivitäten ohne zeitliche Verzögerung im Fernsehen übertragen wurden. Kurzfristig waren auch ausländische Kamerateams nach Pjöngjang eingeladen worden, die sonst nur mit großen Problemen nach Nordkorea reisen können. Sie konnten live berichten.

China stützt das Regime

Nach Parteikonferenz und Parade hat der Kim-Sohn endlich ein Gesicht. Er soll seinem 68-jährigen Vater helfen, das Land unter Kontrolle zu halten. Doch noch immer weiß man nicht viel von Kim Jong Un. Wie alt der dritte Sohn genau ist, ist umstritten, er soll 1982 oder 1983 geboren sein. Auch soll er nie in der Armee gedient haben. Allerdings soll er nach seiner Schulzeit in Bern mehrere Jahre die Militärakademie in Pjöngjang besucht und Artillerie-Kurse besucht haben.

Der Live-Auftritt von Vater, Sohn und den Militärs auf der Geburtstagsparade der Partei gehört zur sorgsam inszenierte Schau einer wiederbelebten Arbeiterpartei, die in den vergangenen Jahren nur noch als organisatorische Hülle existierte. Ihre zukünftige Rolle ist noch unklar. Das Treffen der Delegierten Ende September war die erste Zusammenkunft in Pjöngjang seit 30 Jahren, um die Entscheidungen ihrer Führung abzunicken.

Aus China, das die Wirtschaft des armen Nachbarlandes immer wieder mit Energie- und Lebensmittelhilfen vor dem Zusammenbruch be­wahrt hat, gab es Beifall zur Wiederwahl von Kim Jong Il von Staatschef Hu Jintao persönlich. Und auch bei der Parade am Wochenende war Peking hochrangig vertreten: Politbüro-Mitglied Zhou Yongkang, in der chinesischen KP zuständig für Polizei, Justiz und Staatssicherheit, war angereist. Offenkundig sollen die Bilder zeigen, dass Nordkoreas Regime die Situation im Griff hat und das der Nachbar China bereit steht, die Führung weiterhin zu stützen.