Berlin. .
Um feindliche Übernahmen wie bei Hochtief künftig zu erschweren, will die SPD rasch die gesetzlichen Regelungen verschärfen. Im Abwehrkampf gegen den Interessenten ACS setzt Hochtief auf seine übrigen Aktionäre und das Interesse neuer Investoren.
Um feindliche Übernahmen wie beim Baukonzern Hochtief künftig zu erschweren, will die SPD rasch die gesetzlichen Regelungen verschärfen. „Wir haben in Deutschland eine Lücke im Übernahmerecht“, sagte der Parteivorsitzende Sigmar Gabriel am Montag nach einer SPD-Präsidiumssitzung in Berlin, an der auch Vertreter des Essener Unternehmens teilnahmen, das sich gegen eine Übernahme durch die spanische ACS wehrt.
Gabriel: „Keine Lex Hochtief“
Die SPD wolle „keine Lex Hochtief“, stellte Gabriel klar. Es gehe vielmehr darum, grundsätzlich das „leise Anschleichen“ von „Hedgefonds“ und „Heuschrecken“ bei Firmenübernahmen zu erschweren. Die SPD habe ihre Vorschläge bereits den anderen Bundestagsfraktionen übermittelt. Wenn das Parlament die Gesetzesänderungen „in den nächsten Wochen mit Zwei-Drittel-Mehrheit beschließen“ sollte, könnten die neuen Regelungen auch noch Hochtief zugutekommen. Die SPD wolle aus der Angleichung des deutschen Übernahmerechts an EU-Standards kein innenpolitisches „Konfliktthema machen“, sondern lediglich „für Fairness sorgen“.
Über der Schwelle zur 30-Prozent-Beteiligung müsse ein weiteres Übernahmeangebot an alle Anteilseigner vorgeschrieben sein, erläuterte Gabriel die Vorschläge der Sozialdemokraten. Es gelte damit sicherzustellen, dass der Angreifer tatsächlich 100 Prozent der Firma übernehmen und diese nicht lediglich zerschlagen will. Auch dürfe sich der Preis nicht nur am durchschnittlichen Kurs der vergangenen drei Monate, sondern am jeweils aktuellen Kurs orientieren. Für deutsche Unternehmen müssten damit die gleichen Spielregeln gelten wie für Firmen in anderen europäischen Ländern. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) kündigte dazu auch eine Initiative im Bundesrat an.
Viele Aktionäre wollen aufstocken
Im Abwehrkampf gegen den spanischen Übernahmeinteressenten ACS setzt der Baukonzern Hochtief auf seine übrigen Aktionäre und das Interesse neuer Investoren. „Es gibt auch in der jetzigen Situation viele Investoren, die Interesse haben, ihre Beteiligung an Hochtief aufzustocken oder neu einzusteigen“, sagte Finanzvorstand Burkhard Lohr am Montag in Berlin zu Reuters TV. Er werde von vielen Aktionären angesprochen, die im Falle eines Übernahmeangebotes „überhaupt nicht daran denken, ihre Aktien an ACS zu geben“. „Das ist der Situation geschuldet, dass wir wahrscheinlich im internationalen Vergleich die beste Positionierung haben“, sagte Lohr. „Das lockt weitere Investoren.“
Hochtief-Finanzchef deutet Interesse von Katar an
Lohr deutete indirekt das Interesse des Emirats Katar an einem Einstieg bei Deutschlands größtem Baukonzern an. „Wir bauen dort derzeit ein Projekt im Wert von 1,3 Milliarden Euro, und es sind noch weitere Milliardenprojekte in der Pipeline. Und dass man da auch über andere Themen spricht, ist im Bereich des Möglichen.“ Viel mehr könne er dazu in der jetzigen Situation nicht sagen.
Hochtief wehrt sich seit Wochen gegen eine Übernahme durch den spanischen Baukonzern ACS, der bereits seit einiger Zeit Großaktionär des deutschen Unternehmens ist. Dabei sucht Hochtief auch die Hilfe eines Investors aus dem Ausland. „Uns geht es darum zu verhindern, dass es hier zu dieser - in Anführungsstrichen - billigen Übernahme kommt“, sagte Lohr. (rtr/dapd)