Köln. Die Tarifverhandlungen für die Erzieher in städtischen Kitas sind erneut vertagt worden. Verdi rechnet nicht mit einer Einigung vor Ende der Woche. Eltern müssen sich also weiter um Ersatz bei der Betreuung ihrer Kinder kümmern. Denn die Streiks gehen weiter, in NRW jedoch in kleinerem Ausmaß.

Trotz der laufenden Tarifverhandlungen ist ein Ende der wochenlangen Erzieherstreiks nicht in Sicht. Nach einem Treffen der Tarifparteien am Dienstag in Fulda erklärte die Gewerkschaft Verdi, dass es kaum eine Annäherung gegeben habe. Neue Gespräche sollen am morgigen Mittwoch in Berlin stattfinden. Für den Tag plant Verdi wieder Streiks in Nordrhein-Westfalen sowie Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, und Sachsen.

Verdi-Vorstandsmitglied Achim Meerkamp sagte im ZDF, er rechne mit Verhandlungen noch mindestens bis zum Ende der Woche. Eltern müssten sich auf weitere Beeinträchtigungen in Kitas einstellen. In Nordrhein-Westfalen sollen die Streiks aber reduziert werden, wie die Gewerkschaft erklärte.

Am Dienstag legten laut Verdi rund 15.000 Kita-Beschäftigte die Arbeit nieder, und zwar in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen und Sachsen.

Streitpunkt Tarifvertrag

Die Verhandlungsrunde begann bereits am Montagabend in Fulda. Nach einer Unterbrechung in der Nacht wurde sie am Dienstagvormittag fortgesetzt. «Die Arbeitgeber sind uns zwar beim Gesundheitsschutz entgegengekommen, aber beim Tarifvertrag liegen wir noch sehr weit auseinander», sagte Meerkamp. «Die bisherigen Verhandlungstermine waren sehr konfliktorientiert.»

Arbeitgeber-Vertreter Manfred Hoffmann berichtete nach der Vertagung vom späten Dienstagnachmittag von schwierigen Gesprächen. Die Verhandlungen drehten sich ausschließlich um die Frage der Eingruppierung. Zugleich kritisierten die kommunalen Arbeitgeber den Ausstand. «Dass die Gewerkschaften laufende Verhandlungen mit Streiks begleiten und gleichzeitig vorgeben, an schnellen Lösungen interessiert zu sein, passt nicht zusammen», sagte Hoffmann.

Der seit Wochen anhaltende Tarifstreit betrifft die rund 220.000 Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst der Kommunen, darunter rund 137.000 in Kitas. Verdi und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordern einen tarifrechtlich geregelten Gesundheitsschutz, vor allem aber bessere Eingruppierungen der nach dem 1. Oktober 2005 und künftig eingestellten Beschäftigten.

Arbeitgeber: Bis zu 1000 Euro mehr im Monat

Das Arbeitgeberangebot, neu eingestellten Erziehern 220 Euro mehr zu zahlen, lehnt Verdi als zu gering ab. «Durch das neue Tarifsystem hat man neu eingestellten Erzieherinnen 500 Euro an Gehalt genommen. Es kann doch nicht sein, dass neue Erzieherinnen 500 Euro weniger verdienen als solche, die vor 2005 eingestellt worden sind», kritisierte Meerkamp. Er glaube, dass die Kommunen genug Geld für eine Gehaltserhöhung hätten.

Dagegen sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, im WDR, nach den Gewerkschaftsforderungen bekämen einzelne Erzieherinnen fast bis zu 1.000 Euro mehr im Monat. «Das ist bei der finanziellen Situation der Kommunen kaum leistbar.» Eine Lösung sei sehr schwer, weil die Gewerkschaften Forderungen stellten, die über eine Milliarde Euro kosten würden. (ap)