Mülheim. .
Drei Tage nach der Integrations-Rede von Bundespräsident Christian Wulff wird munter über seine Islam-Äußerung gestritten. Wie etliche CDU-Politiker widerspricht auch Franz-Josef Overbeck, Bischof von Essen, dem Staatsoberhaupt.
Der Bischof von Essen, Franz-Josef Overbeck, hat Bundespräsident Christian Wulff in seinen Aussagen über den Islam widersprochen. „Deutschland ist sehr klassisch kulturell vom Christentum geprägt“, sagte der Ruhrbischof der WAZ. „Seit der Reformation von der evangelischen und der katholischen Konfession. Das Judentum ist eine wesentliche Quelle des Christentums.“ Der Islam hingegen sei historisch gesehen erst 600 Jahre später gekommen.
Dennoch habe sich „durch die modernen Wanderungsbewegungen und die kulturellen Einflüsse“ die innere Struktur unseres Landes verändert. „Von daher haben selbstverständlich auch Menschen anderer Religionszugehörigkeit ein Recht, mit uns zu leben und das Leben zu gestalten. Insofern gehören Menschen anderer Konfessionen und die Menschen, die keine religiöse Überzeugung haben, selbstverständlich mit zu uns.“
Integration ist Herausforderung
Die Tradition unseres Landes jedoch, „unser Rechtsbewusstsein, unser Staatsbewusstsein, unser Bildungsbewusstsein“ sei durch das Christentum geprägt. Würde man dies außer Acht lassen, würde man „weder der Geschichte Europas noch der Lerngeschichte Europas“ gerecht. Denn sie basiere auf der Religionsfreiheit, nach der jeder Mensch das Recht habe, seine Religion zu leben und auch öffentlich zu praktizieren.
Wulff hatte in seiner Rede zum 20. Jahrestag der deutschen Einheit gesagt: „Das Christentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das Judentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das ist unsere christlich-jüdische Geschichte. Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland.“
Bischof Overbeck nannte es im Zusammenhang mit der Integration eine Herausforderung, mit einer Gruppe zusammen zu leben, die einer anderen Religion angehört. Christen wie Muslime würden jedoch davon profitieren, diese Herausforderung anzunehmen. „Das ist ein Geben und Nehmen, das hoffentlich für alle ein Gewinn ist.“
Kritik von Edmund Stoiber
Aber es gab noch weitere kritische Stimmen. Der CSU-Ehrenvorsitzende Edmund Stoiber zeigt sich unzufrieden mit der Rede Wulffs zum Tag der deutschen Einheit. Bundeskanzlerin Angela Merkel erläuterte am Mittwoch erneut die Positionen des Staatsoberhaupts und hob zugleich ebenso wie andere führende CDU-Politiker die christlich-jüdischen Traditionen Deutschlands hervor.
Viele Bürger hätten den Eindruck gewinnen können, Wulff habe „den Islam als Teil unserer deutschen Leitkultur bezeichnet“, schreibt Stoiber in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Donnerstagsausgabe). Sein Satz sei zwar eine Zustandsbeschreibung, „aber das Problem liegt in der Verkürzung“, kritisiert Stoiber. „Die große Mehrheit und die Kultur unseres Landes ist von den christlichen Grundwerten geprägt“, fügte der ehemalige bayerische Ministerpräsident hinzu.
Stoiber lässt nach Angeben des Blattes erkennen, dass er es für unangemessen hält, dass Wulff ausgerechnet am Tag der deutschen Einheit über die Integration und den Islam geredet habe. An diesem Tag hätte „die weltpolitische Bedeutung dieses Ereignisses im Vordergrund“ stehen müssen. Stoiber fordert „mehr Selbstbewusstsein mit unserem christlich-jüdisch-abendländischen Erbe“. Mit diesen „Klarstellungen“ habe die CDU-Chefin Merkel ja auch „bereits begonnen“. (mit dapd)