Hannover. .

Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin ist in Hannover von einem Maskierten mit einer Joghurt-Torte attackiert worden. Nun ermittelt die Polizei wegen versuchter Körperverletzung. Anzeigen will Trittin den Täter jedoch nicht.

Der Grünen-Spitzenpolitiker Jürgen Trittin verzichtet nach einer Torten-Attacke auf eine Anzeige. Der Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion sei unverletzt, teilte Fraktionssprecher Michael Schroeren am Donnerstag in Berlin mit. Trittin war am Mittwochabend in Hannover von einem Unbekannten mit einer Tortenattrappe beworfen worden, in der sich eine weiße, zähe Flüssigkeit befand. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei soll es sich um Joghurt gehandelt haben.

Der frühere Spitzengrüne Joschka Fischer war 1999 auf einem Grünen-Parteitag aus Protest gegen den Einsatz der Bundeswehr im Kosovo-Krieg mit einem roten Farbbeutel beworfen worden. Dabei erlitt Fischer einen Trommelfell-Riss.

Keine Spur vom Täter

Nach dem Tortenangriff ermittelt die Polizei nun wegen versuchter Körperverletzung. Eine heiße Spur zum dem maskierten Täter, der Mittwochabend unerkannt flüchten konnte, fand sich am Donnerstag jedoch zunächst nicht. Ein Zeugenaufruf blieb ohne Resonanz, wie eine Polizeisprecherin auf dapd-Anfrage berichtete. Trittin war auf der zentralen Bühne der Theaterinszenierung „Republik Freies Wendland“ auf dem Ballhofplatz in Hannover während einer Podiumsdiskussion gegen 19.20 Uhr von einem maskierten Unbekannten angegriffen worden.

Nach dem Anschlag hatte Trittins Diskussionspartnerin, die selbst ernannte Vollzeitaktivistin Hanna Poddig, es abgelehnt, sich von der Attacke zu distanzieren und fand die Attacke „gut“. Der Grünen-Politiker brach die Diskussion daraufhin ab und verließ unverletzt, aber beschmiert die Bühne. „Körperliche Gewalt kann keine Basis einer Diskussion sein und ich kann mit niemandem diskutieren, der körperliche Gewalt gegen mich gut findet“, sagte Trittin vor seinem Abgang.

Veranstalter distanziert sich von der Tat

Unterdessen distanzierte sich das Schauspiel Hannover als Veranstalter von dem Anschlag auf Trittin und der Haltung Poddigs. „Nicht nur vor dem Hintergrund unseres Projektes ist diese Art der Auseinandersetzung in keiner Weise hinnehmbar“, sagte eine Sprecherin. Zudem sei ausgeschlossen, dass der Täter zu den Teilnehmern des Projekts gehöre. Poddig selber sei derzeit nicht für eine Stellungnahme zu erreichen, da es ihr „nicht gut gehe“, fügte die Sprecherin hinzu.

Auch die Bewohner der Hütten auf dem Ballhofplatz zeigten sich erbost über den Tortenangriff. „Wir waren interessiert an einem friedlichen Meinungsaustausch und bedauern, dass die Diskussion nicht stattfinden konnte“, sagte Lara Janssen von der Schülerschaft des Wendlandprojektes. „Wir distanzieren uns von diesem Vorfall und hoffen, dass er kein schlechtes Licht auf unsere Veranstaltung wirft.“

Die Polizei Hannover sucht weiter nach Zeugen, die Hinweise zu dem mit einem weißen Overall bekleideten Täter im Alter zwischen 17 und 25 Jahren geben können.

Der frühere Spitzengrüne Joschka Fischer war 1999 auf einem Grünen-Parteitag aus Protest gegen den Einsatz der Bundeswehr im Kosovo-Krieg mit einem roten Farbbeutel beworfen worden. Dabei erlitt Fischer einen Trommelfell-Riss. (dapd/rtr)