Berlin. .
Der EU-Verkehrskommissar Siim Kallas will ein einheitliches Schienensystem für Europa erreichen. Auf der Branchenmesse InnoTrans betonte er, dass er für die Schienennetze eine unabhängige Behörde favorisiert.
Der Vizepräsident der EU-Kommission, Verkehrskommissar Siim Kallas, hat die Mitgliedstaaten aufgefordert, für ein paneuropäisches Bahnsystem zu sorgen. In seiner Eröffnungsrede zur Branchenmesse InnoTrans in Berlin beklagte Kallas am Dienstag in Berlin „starke nationale Strukturen mit undurchsichtigen Verknüpfungen“ bei den Bahnunternehmen. Stattdessen müsse es unabhängige, internationale Unternehmen und starke Regulierungsbehörden geben.
Kallas entwickelte eine Vision für 2050, in der er analog zu dem einheitlichen europäischen Luftraum - den es aber auch noch nicht gibt - eine europaweit einheitliche Schienen-Infrastruktur forderte. Dazu bedürfe es „direkter und transparenter Unterstützung“. Es müsse „substanziell investiert“ werden. Deutschland als zentraler Nation komme dabei eine Schlüsselrolle zu. „Neue Regierungen sollten langfristige Entscheidungen nicht einfach umkehren können“, sagte Kallas, ohne direkt auf den derzeitigen Streit um das Milliardenprojekt Stuttgart 21 einzugehen.
Zentrale Eisenbahn-Korridore gefordert
Die EU fordert seit Jahren die Ausstattung der zentralen Eisenbahn-Korridore in Deutschland mit modernen, in der Gemeinschaft kompatiblen Zugleit- und -sicherungssystemen. Deutschland verhält sich wegen der hohen Kosten hier zögerlich. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) bezifferte die Gesamtkosten für Deutschland auf 4,5 Milliarden Euro, sicherte aber zu, den deutschen Teil der Magistrale Rotterdam-Genua als erstes damit auszurüsten. Ramsauer vermied ebenso wie Bahnchef Grube eine Äußerung zur Zukunft des Stuttgarter Bahnprojekts. Grube sagte lediglich, es sei ein Beispiel für die Vernetzung verschiedener Verkehrssysteme.
Die InnoTrans auf dem Berliner Messegelände dauert bis 26. September. Bis einschließlich Freitag ist sie für Fachbesucher geöffnet. Am Wochenende darf jedermann auf die Messe. Die auf rund 3,5 Kilometer Gleislänge ausgestellten Schienenfahrzeuge haben im vergangenen Jahr mehr als 25.000 Besucher angezogen. Neben den modernsten Entwicklungen der Industrie stehen und fahren dort auch über 120 Jahre alte Dampfloks. Der Eintritt kostet zwei Euro für Erwachsene. (dapd)