Stuttgart. .
Baden-Württembergs Ministerpräsident Mappus setzt auf Dialog mit Gegnern und Befürwortern des umstrittenen Bahnprojekts „Stuttgart 21“. Für das geplante Treffen werde auf jegliche Vorbedingungen verzichtet.
Angesicht der anhaltenden Proteste gegen das umstrittene Bahnprojekt „Stuttgart 21“ setzt der baden-württembergische Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) auf einen raschen Dialog von Befürwortern und Gegnern. „Es ist wichtig, dass wir uns jetzt so schnell wie möglich an einen Tisch setzen“, sagte Mappus am Samstag.
Die Befürworter sollen nach Angaben der Landesregierung bei dem für Freitag (10. September) geplanten Treffen unter anderem von Bahnchef Rüdiger Grube, Bahn-Infrastruktur-Vorstand Volker Kefer, Ministerpräsident Mappus, Landesverkehrsministerin Tanja Gönner (CDU) und den Oberbürgermeistern von Stuttgart und Ulm, Wolfgang Schuster (CDU) und Ivo Gönner (SPD), vertreten werden. Ein Sprecher der Landesregierung bekräftigte erneut, dass für das geplante Treffen auf jegliche Vorbedingungen verzichtet werde. Das sei zwischen Mappus, dem Grünen-Landtagsfraktionschef Winfried Kretschmann und dem Vorsitzenden des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21, Gangolf Stocker, vereinbart worden. Die Landesregierung gehe davon aus, dass sich die Gegner an diese Vereinbarung halten.
Kritiker verlangen Aussetzung der Abrissarbeiten
Das Bündnis gegen das Milliardenprojekt hatte sich zur Teilnahme an einem Runden Tisch bereit erklärt. Die Kritiker verlangen allerdings eine Aussetzung der Abrissarbeiten am Nordflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs.
Unterstützung erhalten die Gegner nun auch aus Bayern: Der Initiator des Volksentscheids zum Rauchverbot in Bayern, Sebastian Frankenberger (ÖDP), will die Proteste gegen „Stuttgart21“ auf den Freistaat ausweiten. Er werde am Montag in Stuttgart an einer Demonstration gegen den geplanten unterirdischen Bahnhof teilnehmen, um sich vor Ort den Protest anzuschauen, teilte die ÖDP mit. „Das steuerverschwenderische und ökologische Fiasko in Stuttgart geht alle Bürger an, denn es sind auch bayerische Steuergelder, die hier verschwendet werden“, begründete Frankenberger sein Engagement. Zusammen mit seiner Partei bot er den Organisatoren Unterstützung an: „Gerade unsere Kampagnenerfahrung im Internet mit den Social Communities könnte dem Protest behilflich sein.“
ICE-Strecke angeblich deutlich teurer
Bei „Stuttgart 21“ wird der Hauptbahnhof vom oberirdischen Kopfbahnhof zu einem unterirdischen Durchgangsbahnhof umgebaut. Die Arbeiten an dem Milliardenprojekt sollen sich bis 2019 hinziehen. Erst am Freitagabend demonstrierten in der baden-württembergischen Landeshauptstadt erneut Zehntausende Menschen gegen „Stuttgart 21“.
Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ droht dem Projekt nun neuer Ärger: Die im Zusammenhang mit dem Bahnhofsneubau geplante ICE-Hochgeschwindigkeitsstrecke Wendlingen-Ulm könne deutlich teurer werden, als die Deutsche Bahn berechnet hatte. „Ich gehe davon aus, dass die Strecke am Ende mehr als fünf Milliarden kosten wird“, sagt der Vorsitzende des Verkehrsausschusses des Bundestags, Winfried Hermann (Grüne). Diese Kostenexplosion will Hermann dem Bericht zufolge mit einem Gutachten der Münchner Verkehrsgutachter Vieregg und Rössler belegen, das die Grünen am Mittwoch in Stuttgart vorstellen wollen. Laut jüngsten Schätzungen der Deutschen Bahn vom Juli soll die ICE-Strecke rund 2,9 Milliarden Euro kosten und damit 865 Millionen mehr als ursprünglich geplant. (ddp)