Berlin. .
Was alles passieren kann, wenn Guido Westerwelle in einem feinen Berliner Klub mit Journalisten über seinen Urlaub plaudert - und daraus eine Führungsdebatte bei den Liberalen wird.
Der Satz fiel am vergangenen Dienstagabend in lockerer Atmosphäre. Die Bundestagsfraktion der Liberalen hatte ins „40seconds“ geladen. Ein angesagter Klub am Potsdamer Platz, hoch über den Dächern Berlins. Guido Westerwelle, Außenminister und Parteivorsitzender, war auch da, plauderte mit Journalisten über dies und das.
Auch darüber, was man sich in der Freizeit so alles durch den Kopf gehen lässt. „In meinem Urlaub auf Mallorca habe ich über einen Rücktritt vom Parteivorsitz nachgedacht“, sagte Westerwelle, das bestätigen FDP-Leute auf Nachfrage. Der Satz blieb tagelang ohne Widerhall. Bis eine Sonntagszeitung ihn gestern verwertete und, sofort nach der publizistischen Würdigung der Heirat des Ministers mit seinem Partner Michael Mronz am Freitag, in einen, so Parteifreunde, „etwas perfiden Zusammenhang“ stellte: „nach dem Motto: privates Glück, berufliches Leid“. Offizielle Entgegnung am Sonntag von Parteisprecher Sisani: „Von Rücktritt war nie die Rede.“
Die nächsten Wahlen sind entscheidend
Tatsache ist, dass Westerwelle nach innen wie nach außen nahezu im Wochentakt bekräftigt, der in Umfragen schwindenden Beliebtheit der FDP und seiner Person eben nicht durch eine Ämtertrennung begegnen zu wollen. Sein Argument dem Sinne nach: Das wäre der Anfang vom Ende, gegenüber den Koalitionsspitzen Merkel und Seehofer (CDU/CSU) könne er dann gleich einpacken.
Auch die Mutmaßung, dass der 48-Jährige sich von seiner Partei nicht genug gemocht fühle und bis Weihnachten abwarte, ob der Wille zur Gefolgschaft sich wieder einstelle, wie „Bild am Sonntag“ kolportiert, scheint von begrenzter Belastbarkeit. „Unsinn, diese Anbiederei ist nicht sein Stil. Zum einen ist die Zeit bis dahin zu kurz, das Ruder herum zu reißen“, sagte einer, der eng mit Westerwelle zusammenarbeitet, „zum anderen gibt es keine Alternative, die mehr Erfolg verspricht.“
Vor den Landtagswahlen im Frühjahr nächsten Jahres, heißt es in der FDP-Spitze, werde sich am Vorsitz nichts ändern. Vom Ausgang der Urnengänge könne allerdings abhängen, wie die Neuwahlen auf dem Bundesparteitag Mitte Mai in Rostock verlaufen. Eine Binsenweisheit. Aber sie stimmt wenigstens.