Osnabrück. Mindestens 1200 Tötungen bleiben jährlich unentdeckt. Die Justizminister der Länder wollen daher mehr Profis bei der Leichenschau einsetzen. Notwendig ist dafür aber eine bessere Ausbildung. Im Gegenzug sollen die Ärzte für die Leichenschau besser bezahlt werden.

Die Justizminister der Länder wollen bei der Leichenschau mehr Spezialisten einsetzen, um die Zahl unentdeckter Morde in Deutschland zu reduzieren. In einem Gespräch mit der «Neuen Osnabrücker Zeitung» sagte der Vorsitzende der Justizministerkonferenz, der sächsische Ressortchef Jürgen Martens, vor deren Treffen in Berlin: «Die bisher für die Leichenschau zuständigen Haus- oder Klinikärzte haben oft nicht die Zeit und nicht immer das erforderliche Fachwissen, um Fälle von Mord oder Totschlag zu entdecken.»

Seriöse Schätzungen gingen von mindestens 1.200 Fällen im Jahr aus, in denen Ärzte irrtümlich eine natürliche Todesursache feststellten, erklärte der FDP-Politiker. «Wir brauchen dringend speziell ausgebildete Mediziner für die Leichenschau, wie es in anderen EU-Ländern längst üblich ist.»

Nach den Plänen einer Arbeitsgruppe der Justizministerkonferenz müssen Mediziner künftig eine Weiterbildung bei der Ärztekammer vorweisen, um Leichenschauen durchführen zu können. Im Gegenzug sollen die Ärzte für die Leichenschau besser bezahlt werden.

Die Justizministerkonferenz dringt nach Aussage von Martens ferner auf einen besseren Schutz der Bürger vor rückfälligen Sexual- und Gewaltstraftätern. «Die gesetzlichen Hürden für eine nachträgliche Sicherungsverwahrung sind zu hoch.» Das habe in Einzelfällen dazu geführt, dass hochgefährliche Straftäter sehenden Auges entlassen werden mussten. «Hier sehen wir Handlungsbedarf», sagte Martens. (ap)