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Die Erkenntnisse im Wettskandal sind geeignet, den Fußball in seinen Grundfesten zu erschüttern. Denn der Glaube an seine Unberechenbarkeit ist von existenzieller Bedeutung.

Wenn unter großem Trommelwirbel Verdachtsmomente bekannt gemacht werden, welche die Medien vom „größten Wett- und Betrugsskandal der europäischen Fußball­geschichte“ schreiben lassen, erwartet die Öffentlichkeit zügige Ergebnisse.

Weil diese monatelang ausblieben, musste sich die Bochumer Staatsanwaltschaft schon Vorwürfe gefallen lassen – bis hin zur Sensations­hascherei. Ohne dass die ­Kritiker das wahre Ausmaß ihrer Ermittlungsarbeit ­kannten. Durch die erste Anklageerhebung hat der Skandal jetzt das für eine öffentliche Wahrnehmung wichtige Gesicht bekommen.

Auch ohne spektakuläre Note bedrohlich

Weil sich unter den ­betroffenen Spielen keine Knaller-Paarungen befinden, wie beim Bundesliga- ­Bestechungsskandal 1971, fehlt der Affäre zwar die spektakuläre Note, ihr Bedrohungspotenzial für den Volkssport Fußball ist dadurch aber nicht geringer.

Bestechlichkeit ist in ihrer Auswirkung auf das Fan- Verhalten mit der – ebenso scharf zu verurteilenden – Leistungsmanipulation durch Doping nicht zu vergleichen. Werten doch zum Beispiel viele Radsport-Enthusiasten flächendeckendes Doping inzwischen als eine, wenn auch bedauerliche, Form der Chancengleichheit.

Für den Fußball jedoch ist seine Unberechenbarkeit existenziell. Anhaltende Zweifel am Zustandekommen eines Ergebnisses würde er langfristig nicht überleben.