Caen. Zum 65. Jahrestag der alliierten Landung in der Normandie hat US-Präsident Barack Obama an die Opfer erinnert und den Tag der Befreiung gewürdigt. Der «D Day» stehe für den Triumph der Freiheit sowie für den Weg zu Sicherheit und Wohlstand dank der transatlantischen Allianz.
Was der Präsident der Vereinigten Staaten über ihn gesagt hat, muss dem französischen Staatschef Nicolas Sarkozy runtergegangen sein wie Öl. «Ich persönlich betrachte Präsident Sarkozy als Freund», sagte Barack Obama im nordfranzösischen Caen vor laufenden Kameras. «Und ich glaube, ihm geht es genauso.» Ganz für sich hatte Sarkozy seinen amerikanischen Freund und dessen Familie trotz aller Bemühungen nicht - zum 65. Jahrestag der Landung der Alliierten reisten auch der britische Premierminister Gordon Brown, Prinz Charles und Kanadas Premier Stephen Harper an.
Türkei soll "Brücke zwischen Osten und Westen" sein
Einigkeit auf allen Ebenen stellten die beiden Präsidenten nach ihrem knapp einstündigen Gespräch zur Schau. Der Nahost-Konflikt, der Atomstreit mit dem Iran, die nordkoreanischen Atomwaffentests, bei allen großen Fragen hätten sie die gleiche Sicht und sei Frankreich solidarisch mit den USA, sagte Sarkozy. Selbst was einen möglichen Beitritt der Türkei zur Europäischen Union angehe - den Obama befürwortet und Sarkozy ablehnt - sei man sich «über das Ziel» einig. Dass nämlich die Türkei «eine Brücke zwischen Osten und Westen» sein solle. «Vielleicht waren die USA und Frankreich noch nie in der Geschichte unserer beiden Länder so nah», freute sich der Gastgeber.
Im feierlichen Gedenken mit den übrigen Gästen vereint standen die beiden Staatschefs am Nachmittag dann zusammen an der Steilküste von Colleville-sur-Mer, wo auf den Tag genau vor 65 Jahren die alliierten Streitkräfte gelandet waren. Die Zeremonie zum «D-Day» war der eigentliche Anlass für Obamas Besuch in Frankreich, nachdem er tags zuvor schon in Deutschland gewesen war. Der «D Day» stehe für den Triumph der Freiheit sowie für den Weg zu Sicherheit und Wohlstand dank der transatlantischen Allianz, sagte Obama.
Obama würde gern eine Woche in Paris bleiben
Zehntausende amerikanische, britische und kanadische Soldaten waren in der Nacht zum 6. Juni 1944 an dem wenige Kilometer langen Strandabschnitt in der Normandie gelandet, um eine zweite Front gegen das nationalsozialistische Deutschland zu eröffnen und das besetzte Frankreich zu befreien. Die Invasion war ein wichtiger Trittstein der Alliierten auf dem Weg zum Sieg, allerdings hatten allein bis zum Abend des «D-Day» schon rund zehntausend alliierte Soldaten ihr Leben verloren. Auch auf deutscher Seite fielen tausende.
Die Zeremonie auf dem amerikanischen Soldatenfriedhof war der letzte offizielle Programmpunkt für Obama, am Sonntag wollte er zurück nach Washington. Sollte, besser gesagt. Denn er würde gern eine ganze Woche in Paris bleiben und es sich gutgehen lassen, sagte der US-Präsident. «An der Seine entlangspazieren, meine Frau in ein nettes Lokal ausführen, im Park picknicken.» Aber das gebe sein Terminkalender nicht her. Seine Frau Michelle bleibt deshalb bis Montag mit den beiden Töchtern allein in Paris. Was Obama am Samstagabend mit seiner Familie machen wollte, war aus Sicherheitsgründen bis zuletzt geheim - Essengehen in einem typischen französischen Restaurant?
Weitere Treffen mit Sarkozy waren jedenfalls nicht geplant. Und dabei bemüht der französische Präsident sich - anders als sein Vorgänger Jacques Chirac - nach Kräften um die Sympathie der USA. Im April kehrte Frankreich ohne nennenswerte Gegenleistung in die militärischen Strukturen der NATO zurück, im Mai nahm es als erstes europäisches Land einen ehemaligen Häftling des umstrittenen US-Gefangenenlagers Guantanamo auf Kuba auf.
Trotzdem ist Frankreich für die US-Regierung «nicht unbedingt das wichtigste Land innerhalb Europas», sagt Thierry de Montbrial, der das Französische Institut für internationale Beziehungen (IFRI) leitet. «Für die Amerikaner ist es ein Staat unter anderen.» Obama habe in Indonesien gelebt und von daher eine Verbindung zu Asien, auch nach Afrika, «aber er hat keine Geschichte mit Europa», betont der Experte. Eine Ansicht, die Bruno Tertrais von der Stiftung für strategische Recherche (FRS) teilt: «Die franko-amerikanische Beziehung ist paradoxerweise nicht besser, als sie unter der Bush-Regierung war.» (ap/afp)