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Der Ausbildungsmarkt in NRW ist zweigeteilt: Während sich auf der einen Seite weiterhin Zehntausende junger Leute vergeblich um eine Lehrstelle bewerben, suchen gleichzeitig Unternehmer händeringend nach Auszubildenden.

37 000 junge Frauen und Männer in NRW warten drei Wochen nach dem Beginn des neuen Lehrjahres noch auf einen Ausbildungsplatz. „Den Unversorgten stehen noch rund 20 000 offene Stellen gegenüber“, berichtet Werner Marquis, Sprecher der Regionaldirektion NRW der Bundesanstalt für Arbeit.

„Zwischen zehn und 15 Prozent der Schulabgänger, mit oder ohne Abschluss, gelten auf dem Arbeitsmarkt als chancenlos“, weiß Marius Bu-semeyer, Arbeitsmarktexperte beim Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln. Nur jeder Zweite im Alter zwischen 15 und 24 Jahren hat aktuell einen Job.

Viele finden keine Bewerber mehr

Dazu ist die normale Vollzeitarbeitsstelle offenbar langfristig vom Aussterben be­droht. Wer heute jung ist, muss sich auf Teilzeit, Minijobs, befristete Verträge und ständig wechselnde Arbeitsplätze einstellen, so der Experte.

Doch es gibt noch eine andere Wahrheit: Inzwischen finden viele Handwerksbetriebe keine Bewerber mehr und werben um Lehrlinge. So stellt ein Werkstattausrüster aus Velbert Azubis einen Dienstwagen auch zur privaten Nutzung zur Verfügung. Im harten Wettbewerb ködern andere Betriebe ihren Nachwuchs mit Laptops, Gratis-Bahnfahr­karten und satten Zu­schlägen aufs Lehrgeld; oder sie gehen im benachbarten Ausland auf die Suche nach geeigneten Bewerbern.

Sogar Angelernte und gering Qualifizierte werden in manchen Branchen bald wieder gefragt sein, prophezeit die Bertelsmann-Stiftung in ­Gü­tersloh. Hintergrund ist der demografische Wandel. In den nächsten Jahren werden be­sonders viele Arbeitnehmer in Rente gehen. Es rücken die geburtenschwachen Jahrgänge nach. So entstehen personelle Lücken, die die Firmen kaum füllen können. Schon jetzt meldet die Wirtschaft einen Fachkräftemangel.