Chabari/Kuweit.

In einem symbolisch wichtigen Schritt haben die US-Streitkräfte mehr als sieben Jahre nach dem Einmarsch im Irak ihre letzte Kampfbrigade aus dem Land abgezogen. Früher als erwartet überquerten die Einheiten die Grenze zu Kuwait.

Sieben Jahre und fünf Monate nach der von den USA geführten Invasion gegen das Regime des irakischen Präsidenten Saddam Hussein haben am Donnerstag die letzten amerikanischen Kampfeinheiten den Irak verlassen. Sie setzten damit das Versprechen von US-Präsident Barack Obama zwei Wochen früher um, den Kampfeinsatz im Irak bis Ende August zu beenden. Gleichwohl bleiben 50.000 US-Soldaten im Irak, um zum Beispiel die Ausbildung und den weiteren Aufbau der Streit- und Sicherheitskräfte zu unterstützen.

Radpanzer der 4. Stryker-Brigade der 2. Infanteriedivision passierten am Donnerstag kurz vor 4.00 Uhr (Ortszeit) hupend den Grenzübergang Chabari nach Kuwait. Besatzungen winkten erleichtert Schaulustigen zu. In Kuwait stellten sie ihre Panzer auf einem Parkplatz ab; die Soldaten stiegen aus und legten ihre durchgeschwitzten schusssicheren Westen ab. Vier Nächte hatte ihre Fahrt gedauert, entlang der Wüstenautobahn sicherten US-Einheiten und -Kampfhubschrauber ihren Weg. In den Panzern wurde es über 50 Grad Celsius heiß; die Klimaanlage wurde abgeschaltet, um Sprit zu sparen.

50.000 US-Soldaten bleiben noch im Irak

Die Brigade war vom 20. März 2003 an den schwersten Gefechten des Irak-Krieges beteiligt und in den gefährlichsten Regionen stationiert. Ihre Führung hatte sich für den Rückzug über den Landweg entschlossen; die eine Hälfte der 4000 Soldaten nahm den 500 Kilometer langen Weg durch die Wüste nach Kuwait, die andere wurde im Laufe des Tages von Bagdad aus ausgeflogen. Mit diesem Konzept können 360 Radpanzer drei Wochen länger im Irak bleiben, sagte Oberst John Norris: Zusätzliche Feuerkraft „in der Periode der Angst“ seit der irakischen Parlamentswahl vom 7. März, aus der noch immer keine neue Regierung hervorgegangen ist.

Nach dem Abzug aller Kampftruppen erhält die Mission einen neuen Namen: Statt „Operation Irakische Freiheit“ wird sie dann „Operation Neue Morgendämmerung“ heißen. Es gehe um eine „Umwandlung der Mission von einem Kampfeinsatz in einen Stabilisierungseinsatz“, sagte Generalmajor Stephen Lanza auf MSNBC. Die verbleibenden 50.000 US-Soldaten sollen beim Aufbau der irakischen Sicherheitskräfte helfen und US-Einrichtungen schützen. Bis Ende 2011 sollen alle US-Soldaten das Land verlassen haben.

USA verdoppeln Zahl der Söldner

Um den Abzug der US-Soldaten auszugleichen wird das US-Außenministerium allerdings die Zahl der im Irak angeheuerten privaten Sicherheitsleute einem Medienbericht zufolge auf 7000 verdoppeln. Die „New York Times“ berichtete, die Angestellten der Sicherheitsfirmen sollten unter anderem Radaranlagen bedienen und vor feindlichen Angriffen warnen, nach am Straßenrand versteckten Sprengsätzen suchen und Überwachungsdrohnen steuern.

Der Abzug der US-Armee ist umstritten. Einerseits geht ein Einsatz zu Ende, den viele Iraker als Besatzung empfanden. Der irakische Generalstabschef Babaker Sebari warnte andererseits vergangene Woche, sein Land werde erst 2020 in der Lage sein, allein für seine Sicherheit zu sorgen. Auch der SPD-Außenpolitiker und Koordinator der Bundesregierung für die deutsch-amerikanischen Beziehungen, Hans-Ulrich Klose, warnte im rbb-Inforadio, die irakischen Sicherheitskräfte seien noch „relativ weit davon entfernt“, die Verantwortung zu übernehmen.

Dagegen sagte Regierungssprecher Ali el Dabbagh, die irakischen Sicherheitskräfte seien „ausreichend vorbereitet“, um der Lage Herr zu werden. Der Abzug der Kampftruppen vollziehe sich nach Absprache zwischen der irakischen und der US-Regierung. Das Land habe sich gegen die US-Militärpräsenz entschieden und werde selbst für seine Sicherheit sorgen. Der Irak steckt seit Monaten in einer politischen Krise. Seit der Parlamentswahl Anfang März ist es nicht gelungen, eine neue Regierung zu bilden.

Der Einmarsch der US-geführten Truppen in den Irak im März 2003 war international höchst umstritten. Der Einsatz kostete die USA mehr als eine Billion Dollar, mehr als 4400 US-Soldaten starben. (apn/afp)