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Viele Frauen haben es geschafft – sie haben Karriere gemacht. Doch möchten sie das wirklich? Wenn Frauen ernst genommen werden wollen, müssen sie sich in der Regel den männlichen Spielregeln an­passen. Und: Schafft erst ein Grundeinkommen wirkliche Gleichberechtigung?

Feminismus ist ein schweres Wort. Es klingt nach Kampf, der keine Kompromisse kennt. Feminismus , das will kaum noch eine auf sich sitzen lassen. Antje Schrupp (45) ist da anders. Die Buchautorin („Was wäre wenn? Über das Begehren und die Bedingungen weiblicher Freiheit“) ist überzeugte Feministin.

Vielleicht ist sie es heute mehr als damals, in den Achtzigern. Das Drama der Frau als Opfer. Langweilig. „Ich habe die Frauenbewegung ja schon fertig gebacken vorgefunden.“ Die Diskriminierung sei heute weitgehend beendet, sagt sie. Selbst wenn es noch „Reste” gebe (z.B. gleicher Lohn für gleiche Arbeit).

Wie die Zeit vergeht. Die Frau in lila Latzhose habe sich damals dabei zerrieben, die Gegensätze zu vereinen: Hausfrau und Job. Die Frau auf Pumps habe sich nun selbst verwirklicht, mit dem Fazit: doppelbelastet, ausgelaugt. Ein Armutszeugnis? Ja. Und das auch noch: Wo bleibt die Freiheit der neuen Rollen? Als Nacktmodel zu posieren und trotzdem gegen Sexismus sein – zum Beispiel.

Riskante Lebensform

Das sei eine neue Freiheit, die aber neue Probleme mit sich bringe: Wenn wieder alles geht, geht auch der Klassiker: Mama bleibt zu Hause am Herd. „Ja, das ist aber eine riskante Lebensform, wenn Frauen sich vom Einkommen des Mannes abhängig machen.“

Der freie Wille, liebe Feministin, lässt sich so schnell nicht finden! Allen Frauengruppen zum Trotz! Wenn der Liebste sülzt: „Warum willst Du Dich im Büro stressen?“, dann ist frau vielleicht doch um den Finger zu wickeln.

Wie also hin zur Freiheit? Noch sei diese – Gleichstellungsbehörde hin und her – Utopie. Zwar galten früher die Frauen als Mannsweiber, die lieber jobbten als strickten. Aber heute ist nicht alles besser, so Schrupp. Heute steckt die Frau in der Diskriminierungsfalle, die lieber kocht als Karriere macht.

Ein Frau sollte alles tun, was sie möchte. Ein Kopftuch tragen, genauso wie einen Minirock. „Nur sollte sie sich fragen: Warum tue ich das?“ Um anderen zu gefallen? Oder um sich selbst zu gefallen?

Logik ist oft immer noch männlich

Auch wenn Frauenrechtlerinnen das anders sehen mö­gen – es sind Luxusfragen. Seien wir ehrlich: Auch wer keine Lust hat, schon wieder auf den Chef zu hören, kann nicht einfach shoppen gehen. Geld muss verdient werden. Und manche verdienen es gerne. Frauen sind heute nicht nur Bankkauffrauen, sondern auch in Parteien, Behörden oder Aufsichtsräten vertreten. „Ja“, sagt die Feministin, „die Welt hat sich verändert. Doch die Logik ist oft immer noch männlich.“

Wenn Frauen (wirklich) ernst genommen werden wollten, müssten sie sich den männlichen Spielregeln an­passen: müssten ewig besser wissen – statt diplomatisch zu­rückzustecken, müssten auf eine Gehaltserhöhung pochen — statt selbstkritisch zu denken, dass man so super ja vielleicht doch nicht ist.

Grundeinkommen für alle

Fazit: Frauen, das wissen wir alle aus zig Untersuchungen, treten bescheidener auf. Und das mache das Leben schon auch ein bisschen schöner. „Eine Welt nur mit Männern wäre eine relativ furchterregende Welt“.

So furchterregend wie der weibliche Mix von Haus und Büro als Rezept zur Selbstausbeutung? „Ja“, weil die ewige Frage bestehe: Wer putzt? Okay – das könnte man mit dem Partner aushandeln. Doch meistens bedeute das, dass Frauen noch mehr wischen. „Das Problem ist, dass wir ein Wirtschaftssystem haben, in dem Putzen und Kinder versorgen wirtschaftliche Nachteile bringen.“

Antje Schrupp (Montag, 15 bis 16 Uhr als Gast im WDR 5) lässt nicht locker. „Wenn wir eine gerechte Gesellschaft ha­ben wollen, müssen wir bereit sein, dafür zu bezahlen, Dinge grundsätzlich zu verändern.“ Ja, wie denn?

Die Putzfrau sei kein Re­zept, weil: weiblich, schlecht bezahlt. (Das sei selten der weibliche Wille.) Lieb wäre Frau Schrupp ein Grundeinkommen für alle. Dann könnten sich Frauen und Männer überlegen, wer daheim bleibt. Aber das sei: noch pure Utopie.