Trier. .

Nach den zahlreichen Missbrauchsvorwürfen gegen katholische Einrichtungen hat die Deutsche Bischofskonferenz einen Sonderbeauftragten berufen. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann kündigte am Freitag an, den Fällen „offensiv und lückenlos“ nachzugehen.

Der als Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche ernannte Sonderbeauftragte, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, hat eine umfassende Aufklärung angekündigt. Allen Hinweisen auf Kindesmissbrauch durch Geistliche und kirchliche Mitarbeiter werde er „offensiv und lückenlos“ nachgehen, erklärte Ackermann am Freitag in Trier. „Wir wollen mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zur Aufklärung beitragen.“ Darauf hätten die Opfer ein Recht. Ziel sei es auch, verlorenes Vertrauen wiederzugewinnen bei den Menschen wiederzugewinnen.

Als Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz wolle er zunächst die 2002 erstellte Leitlinien zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche überprüfen. Außerdem werde er das Gespräch mit externen Beratern sowie Initiativen der Zivilgesellschaft suchen, hier gebe es bereits Angebote von dritter Seite. „Wir sind bereit, ins Gespräch zu gehen, da brauchen wir nicht die Nachhilfe der Justizministerin“, sagte der Bischof mit Blick auf die Forderung von Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) zur Einrichtung eines Runden Tisches.

„Kultur des aufmerksamen Hinschauens“ gefordert

Mit Blick auf seine Rolle als Sonderbeauftragter erklärte der Bischof, es gehe hauptsächlich um die Vernetzung der Bistümer untereinander und das Gespräch mit den Orden. „Ich bin nicht der Oberermittler, sondern versuche, die Dinge zu koordinieren“, betonte er. Er bot Opfern jede Form der „menschlichen, seelsorglichen und therapeutischen Hilfe“ an.

Um Fälle von Kindesmissbrauch zu verhindern, brauche es Vorbeugung und „eine Kultur des aufmerksamen Hinschauens“. Zugleich warnte der Bischof davor, alle Geistlichen und kirchlichen Mitarbeiter unter Generalverdacht zu stellen. Stattdessen solle es Opfern leichter gemacht werden, sich zu melden. Dazu würden „niedrigschwellige Angebote“, beispielsweise eine Telefon-Hotline, geschaffen.

Der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche hatte Ende Januar seinen Ausgang am Berliner Canisius-Kolleg genommen. Seitdem meldeten sich mehr als hundert Betroffene aus ganz Deutschland, die nach eigenen Angaben als Kinder oder Jugendliche Opfer von sexuellem Missbrauch an katholischen Schulen wurden. Als Konsequenz hatte die Deutsche Bischofskonferenz auf ihrer Vollversammlung am Donnerstag unter anderem die Einsetzung Ackermanns als Sonderbeauftragten beschlossen. (afp)