Berlin/Freiburg. .

Der Streit zwischen Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger und der Deutschen Bischofskonferenz wird weiter angeheizt. Erzbischof Zollitsch hat sich jetzt bei der Kanzlerin beschwert. Leutheusser-Schnarrenberger will einen runden Tisch einsetzen.

Die Katholische Kirche hat sich bei Bundeskanzlerin Angela Merkel über Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger beschwert. Hintergrund ist die Kritik der FDP-Politikerin an der Aufarbeitung sexueller Missbrauchsfälle in der Katholischen Kirche. Der Chef der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, habe am Dienstagnachmittag mit Bundeskanzlerin Angela Merkel telefoniert, sagte eine Sprecherin Zollitschs der Nachrichtenagentur DAPD am Mittwoch. Über den Inhalt des Gesprächs sei Stillschweigen vereinbart worden.

Die Bundesjustizministerin hatte am Montagabend in den ARD-“Tagesthemen“ zu den jüngst bekanntgewordenen Fällen von sexuellem Missbrauch gesagt, sie erwarte, „dass die Verantwortlichen der katholischen Kirche endlich konstruktiv mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeiten, Hinweise geben, mitaufklären“. Bisher habe sie nicht den Eindruck, dass die Verantwortlichen „ein aktives Interesse an wirklich rückhaltloser und lückenloser Aufklärung gezeigt haben“.

Darauf hatte die Bischofskonferenz mit scharfer Kritik und einem Ultimatum reagiert. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Zollitsch, hatte die FDP-Politikerin am Dienstag aufgefordert, ihre Aussagen innerhalb von 24 Stunden klarzustellen und zurückzunehmen. Die Ministerin habe die „seit Jahren schwerwiegendste Attacke“ einer Bundesregierung gegen die katholische Kirche geführt und „maßlos gegen die Kirche polemisiert“. Die Ministerin hatte daraufhin eine schriftliche Stellungnahme angekündigt.

„Geht um die Opfer sexuellen Missbrauchs“

Im Deutschlandradio regte Leutheusser-Schnarrenberger am Mittwoch an, einen Runden Tisch zur Aufarbeitung der Missbrauchsfälle einzurichten, „wie er in anderen europäischen Ländern üblich ist“. Sie betonte, es gehe ihr bei ihrer Kritik nicht um einen Disput mit der Katholischen Kirche: „Ich denke, bei all dieser Auseinandersetzung darf doch eines nicht aus dem Blickfeld geraten: Nämlich, dass es um Opfer sexuellen Missbrauchs geht, der vor vielen Jahren vor Jahrzehnten statt gefunden hat. Und genau darum geht es mir: Wie geht man mit den Opfern um? Was kann man zur Aufarbeitung tun? Kann man auch etwas tun, um dies künftig in dieser Form zu verhindern?“ (apn)