Kabul. .

Die Afghanistan-Konferenz hat das Ziel des Präsidenten Hamid Karsai gebilligt, bis 2014 selbst für die Sicherheit im Land zu sorgen. 50 Prozent der internationalen Finanzhilfen sollen künftigvon der Regierung in Kabul kontrolliert werden

Die Afghanistan-Konferenz in Kabul hat das Ziel des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai gebilligt, bis 2014 die Verantwortung für die Sicherheit im Land an die eigenen Sicherheitskräfte zu übergeben. Zudem sollen künftig 50 Prozent der internationalen Finanzhilfen von der Regierung in Kabul kontrolliert werden, hieß es in der am Dienstag in Kabul angenommenen Abschlusserklärung der Teilnehmer.

Karsai hatte sich auf der unter immensen Sicherheitsvorkehrungen tagenden Konferenz zur Zukunft des Landes zuversichtlich darüber geäußert, dass die Afghanen bis 2014 selbst für ihre Sicherheit sorgen können. Gleichzeitig hatte er eine größere Kontrolle seiner Regierung über die internationalen Hilfsgelder gefordert. Da Karsais Regierung als korrupt gilt, lief bislang der Großteil der Gelder und Investitionen nicht direkt durch ihre Hände.

Die in Kabul tagenden Vertreter aus 70 Ländern und Organisationen unterstützten dem Abschlussdokument zufolge zudem einen von Plan Karsais zur Versöhnung mit den radikalislamischen Taliban. Die wichtigsten Vorhaben und Ziele im Überblick:

Truppenabzug

Afghanen sollen schrittweise die Verantwortung für die Sicherheit in ihrem Land übernehmen. Bereits Ende des Jahres werden die Zuständigkeiten in bestimmten Gebieten übergeben. Mitte 2011 will Deutschland beginnen, seine Truppen abzuziehen. Die Afghanen sollen 2014 vollständig für die Sicherheit am Hindukusch verantwortlich sein. Derzeit sind in Afghanistan unter dem Kommando der NATO rund 85 000 Soldaten aus mehr als 40 Ländern stationiert. Deutschland hat die Verantwortung für die Nordregion. Die Bundeswehr ist mit bis zu 5350 Soldaten im Einsatz - in Mazar-i-Sharif, Kundus, Faisabad sowie in Kabul.

Polizei

Um den Abzug zu ermöglichen, werden derzeit afghanische Soldaten und Polizisten ausgebildet. International wird davon ausgegangen, dass Afghanistan bis Oktober nächsten Jahres 171 600 Soldaten und 134 000 Polizisten benötigt. Deutschland beteiligt sich an dem Aufbau der afghanischen Armee und bildet zudem mit gut 200 Polizeibeamten die örtlichen Polizisten in bilateralen Programmen aus. An der europäischen Polizeimission EUPOL nehmen weitere 50 deutsche Experten teil. Die Bundeswehr unterstützt die Basisausbildung der Polizei mit 45 Feldjägern.

Entwicklungshilfe

Wirtschaftlich wird Afghanistan mit einem Paket von Hilfsgeldern unterstützt. Deutschland will für den zivilen Aufbau des Landes bis 2013 jährlich 430 Millionen Euro investieren. Vor allem die Entwicklung der ländlichen Räume steht im Mittelpunkt. Statt 30 Prozent der Bevölkerung im Norden Afghanistans sollen bis 2013 rund 75 Prozent der Menschen Zugang zu Beschäftigung haben. Ferner sollen 50 Prozent Zugang zu Energie und Trinkwasser haben. Zu Jahresbeginn waren es nur 22 Prozent. Der Anteil der Kinder, die in die Schule gehen, soll auf 60 Prozent steigen.

Taliban

Die Aussöhnung mit den radikalislamischen Taliban soll vorangetrieben werden. Während gegen die Aufständischen militärisch offensiver vorgegangen wird, bemüht sich die afghanische Regierung um eine Reintegration jener in die Gesellschaft, die die Waffen niederlegen wollen. Ihnen sollen mit Ausbildungs- und Beschäftigungsangeboten wirtschaftliche Perspektiven geboten werden. Finanziert wird das über einen 350-Millionen-Euro-Fonds. Deutschland beteiligt sich daran mit 50 Millionen Euro, je zehn Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren. Eingeleitet werden soll zudem ein „transparenter“ Prozess, der zur Streichung einiger Taliban von der Terrorliste der Vereinten Nationen führen könnte.

Korruption

Die afghanische Regierung verpflichtet sich zu messbaren Fortschritten im Kampf gegen Korruption. Diese sollen regelmäßig von einem internationalen Gremium überprüft werden. Eine positive Entwicklung ist die Voraussetzung dafür, dass bis zu 50 Prozent der Entwicklungshilfe über die afghanische Regierung in das Land gegeben wird.

Massive Sicherheitsvorkehrungen

Am Vorabend der Konferenz nahm der afghanische Geheimdienst vor einem Haus in Kabul mehrere Verdächtige fest. Sie hätten vermutlich einen Anschlag auf das Treffen vorbereitet, hieß es aus Polizeikreisen.

Der Vize-Chef des Terrornetzwerks El Kaida, Aiman el Sawahiri, bezeichnete in einer Audio-Botschaft die Afghanistan-Strategie von US-Präsident Barack Obama als gescheitert. Muslime hätten die USA sowohl im Irak als auch in Afghanistan besiegt, hieß es in der Botschaft, die auf einer Islamisten-Website veröffentlicht wurde.

In Kabul gab es angesichts der Konferenz erhöhte Sicherheitsvorkehrungen, zahlreiche Straßen wurden gesperrt. Tausende Polizisten, Sicherheitskräfte und Soldaten waren zum Schutz der Teilnehmer des Treffens im Einsatz. In der Nähe des Flughafens schlugen kurz vor Beginn der Konferenz mehrere Raketen ein. Bei dem Angriff in der Nacht sei aber niemand verletzt worden, teilte das afghanische Innenministerium am Dienstag mit. Der Flughafen befindet sich mehrere Kilometer vom Veranstaltungsort der Konferenz entfernt und wurde gesperrt. (apn/afp)