Berlin. .

Die Kinder in den Entwicklungs- und Schwellenländern sind nach einer Untersuchung von Unicef die Verlierer der Wirtschafts- und Finanzkrise. Der Einbruch der Weltwirtschaft habe Armut, Hunger und Krankheiten bei Kindern verschärft.

Die globale Wirtschaftskrise stürzt Millionen Kinder in Entwicklungs- und Schwellenländern in extreme Armut. Allein in diesem Jahr werden krisenbedingt zusätzlich 64 Millionen Menschen unter die Armutsgrenze fallen, wie aus dem am Donnerstag in Berlin vorgestellten Unicef-Report 2010 hervorgeht. Die Hälfte von ihnen könnten Schätzungen zufolge Kinder sein. Der Unicef-Vorsitzende, Jürgen Heraeus, appellierte an die Bundesregierung, auch in Krisenzeiten nicht bei der Armutsbekämpfung zu sparen.

„Bei allen Sparanstrengungen dürfen wir nicht da kürzen, wo die Zukunft der Welt liegt“, sagte Heraeus. Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise seien in den Schwellenländern unmittelbarer, hieß es. Es müsse gelingen, die Armut in diesen Ländern einzudämmen. Sonst sei damit zu rechnen, dass notleidende Menschen aus Entwicklungsländern in wohlhabendere Länder flüchteten, betonte er. Heraeus kritisierte, dass Industrieländer mit Subventionen für ihre einheimische Landwirtschaft Importe aus ärmeren Ländern hemmten.

Eine Milliarde Menschen leben unter der Armutsgrenze

An die Bundesregierung appellierte er, auch in der aktuellen Krise nicht in ihren Anstrengungen für Entwicklungshilfe nachzulassen. Zudem begrüßte er die von Minister Dirk Niebel (FDP) geplante Fusion der deutschen Entwicklungsorganisationen. Die Zusammenführung der bislang getrennt arbeitenden Organisationen werde Doppelarbeit beseitigen, sagte er. Zudem befürwortete er den Ansatz, deutsche Unternehmen in Entwicklungsprojekte einzubeziehen. Hieran sei „überhaupt nichts Anrüchiges“, sagte Heraeus.

Nach Angaben der Vereinten Nationen lebten 2009 mehr als eine Milliarde Menschen von weniger als 1,25 US-Dollar am Tag, der offiziellen Armutsgrenze. Das waren etwa 100 Millionen Menschen mehr als im Vorjahr. Zudem ist der Weltbank zufolge damit zu rechnen, dass zusätzlich 400.000 Kinder keine Grundschulbildung erhalten werden. (apn/reuters)