Werdohl.

Rund 60 Prozent aller Familien, die Hilfen zur Erziehung des Jugendamtes in Anspruch nehmen, leben in wirtschaftlicher Not. Etwas mehr als die Hälfte der Bittsteller sind allein erziehend.

Zu diesen Ergebnissen kommt der Werdohler Bezirkssozialdienst, der hierfür Daten aus dem Jahr 2009 ausgewertet hat. Anlass war die Anregung der SPD-Fraktion, eine Debatte über Kinderarmut in der Stadt zu führen. Das Jugendamt betont in seiner Vorlage an den Jugendhilfeausschuss, dass Armut, Hartz-IV-Bezug oder ähnliche Problematiken „keine Kriterien der statistischen Erfassung“ im Zusammenhang mit den Hilfen zur Erziehung (etwa sozialpädagogische Familienhilfe) sind.

Die Bewertungen seien daher auf Grund von Kenntnis entsprechender Sachverhalte der erfahrenen MitarbeiterInnen des Bezirkssozialdienstes“ angestellt worden.

Hinweise auf die allgemeine Einkommenssituation der Werdohler Familien mit Kindern lieferte auch die Elternbeitragstabelle für Kindergärten. Auf Grundlage von 533 Beitragsfällen ermittelte das Jugendamt die weitaus meisten Familien (229 Fälle) im niedrigsten Einkommensbereich (unter 12 000 bis 21 000 Euro). In diesem Bereich befänden sich allein 199 Familien mit Hartz-IV-Bezug, das heißt einem Einkommen von bis zu 16 000 Euro jährlich.

Den Zusammenhang zwischen Armut und Erziehungsrisiken drückt das Jugendamt so aus: „Finanzielle Not erhöht nach den Erfahrungen der Bezirkssozialarbeit unter anderen Bedingungsfaktoren zusätzlich das Stresspotenzial in den Familien.“