Kabul. In Afghanistan gibt es erneut Wirbel um die Stichwahl: Der Herausforderer von Amtsinhaber Präsident Hamid Karsai, Abdullah Abdullah, forderte am Samstag eine Verschiebung der Abstimmung auf das kommende Frühjahr. Andernfalls drohte er mit einem Aufruf zum Boykott der Wahl.

Eine Woche vor dem geplanten Termin ist die Stichwahl um die Präsidentschaft in Afghanistan infrage gestellt. Der Herausforderer von Amtsinhaber Hamid Karsai, Abdullah Abdullah, forderte am Samstag eine Verschiebung der Abstimmung auf das kommende Frühjahr, wie sein Wahlkampfmanager Satar Murad bekräftigte. Sollte die auf den 7. November angesetzte Wahl dennoch stattfinden, dann werde Abdullah seine Anhänger zum Boykott aufrufen.

Beobachter rechnen mit Verzicht von Abdullah

Murad deutete allerdings an, dass der frühere Außenminister seine Meinung noch ändern könnte, aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt plane er jedenfalls einen Boykott. Für Sonntag wurde eine Pressekonferenz einberufen. Westliche Beobachter vermuteten, dass Abdullah dann formell seinen Verzicht auf eine Beteiligung an der Wahl erklären könnte.

Ein Gewährsmann in New York sagte, Grund für den geplanten Boykott sei das Scheitern von Gesprächen beider Kandidaten, bei denen Abdullah verschiedene Bedingungen für einen glaubwürdigen Ablauf gestellt habe. Karsai und der Exaußenminister führten den Berichten zufolge in den vergangenen Tagen intensive Gespräche, die am Freitag ergebnislos abgebrochen wurden. Abdullah habe dabei ein Abkommen über eine Machtteilung anstelle der zweiten Wahlrunde gefordert, der Amtsinhaber habe jedoch auf der Abstimmung beharrt, hieß es.

Wahlkommission sieht Rückzug als zu spät an

Die Stichwahl wurde angesetzt, nachdem tausende zugunsten Karsais manipulierte Stimmen bei einer Überprüfung der ersten Wahlrunde vom 20. August für ungültig erklärt wurden. Karsais Ergebnis fiel damit unter die für den Sieg notwendige 50-Prozent-Marke. Abdullah hatte am Montag erklärt, es gebe keine Garantie, dass die Stichwahl fairer ablaufen werde als die erste Runde. Als Mindestanforderungen nannte er die Entlassung aller an Wahlbetrug beteiligten Regierungsmitarbeiter und die Suspendierung mehrerer Minister, die in der ersten Wahlrunde für Karsai geworben hätten.

Ein Sprecher der afghanischen Wahlkommission erklärte, es sei zu spät für einen offiziellen Rückzug Abdullahs von der Stichwahl. Auch ein Boykott werde nichts mehr am Ablauf ändern, sagte Nur Mohammed Nur: «Die Wahl findet statt und alles läuft normal weiter.» (ap)