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Waffen, Geld und Kampfausbildung. Um seinen Einfluss in der Region zu sichern, unterstützt der Iran die Taliban in Afghanistan. So steht es in den Protokollen, die das Portal WikiLeaks veröffentlicht hatte.
Iran spielt im Afghanistan-Krieg offenbar eine größere Rolle als bisher öffentlich bekannt geworden ist. Das geht aus den Berichten hervor, die das Internetportal Wiki-Leaks in dieser Woche publik gemacht hatte. Unterschiedliche Quellen – meist bezahlte lokale Informanten und Spitzel, deren Wahrheitsgehalt somit schwierig zu verifizieren ist – berichten in den Protokollen der US- und Isaf-Truppen Erstaunliches:
Iran beliefert die Taliban in geheimen Aktionen mit Waffen, bildet ihre Kämpfer aus, beeinflusst afghanische Politiker und Warlords und verteilt Geld unter der Bevölkerung , um für Stimmung gegen die US- und die Nato-Soldaten zu sorgen.
Eine Geheimdienstmeldung vom 21. Mai 2007 besagt, dass iranische Agenten dem Taliban-Führer Mulah Akhtar Mansoor drei Anti-Flugzeug-Raketenwerfer samt Munition übergeben hätten. In einem Geheimdienstreport von Januar 2005 ist zu lesen, dass der iranische Geheimdienst (MOIS) zehn Millionen Afghani (etwa 210 000 Euro) an die mit den Taliban verbündete Miliz Hezbe-Islami Gulbuddin des ehemaligen Mujahedin Gulbuddin Hektmatyar verteilt hätte. Dazu würde passen, dass einige Taliban-Führer im September 2005 im iranischen Maschad zusammengekommen sein sollen, um weitere Attacken gegen die US-Truppen zu planen.
Raketenwerfer, Mörser, Panzerfäuste
Berichte aus den Jahren 2004 bis 2009 melden Funde von unterschiedlichen Waffen, die aus dem Iran stammten: Raketenwerfer, Mörser, Panzerfäuste, Minen und Sprengfallen samt Steuerung.
Auch Afghanistans Präsident Hamid Karsai beklagte 2007 den zunehmenden Einfluss des Nachbarn: In der Meldung 2007-107-170901-0776, die als Quelle die US-Botschaft in Kabul nennt, beschwert er sich über „die direkte Einmischung Irans“ in seinem Land.
Aber welches Interesse hat die iranische Regierung an der Unterstützung der Taliban, die sie offiziell doch massiv bestreitet? „Iran will den Sieg der USA genau so verhindern wie eine totale Niederlage der Amerikaner und ihrer Verbündeten“, sagt Iran-Experte Dr. Walter Posch von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin. „So lange die USA in Afghanistan gebunden sind, kommen sie nicht auf die Idee, vielleicht doch den Iran anzugreifen.“ Ihm sei nicht neu, dass Iran die Taliban ähnlich unterstützt wie Pakistan, weil das Land seinen Hegemonialanspruch in der Region verteidigen möchte.
Das Bekanntwerden angeblicher iranischer Taliban-Unterstützung könnte jedoch negative Folgen für die islamische Republik haben: Sollten die Kriegspläne gegen das Ahmadinedschad-Regime im Pentagon noch aktuell sein, käme den US-Generälen in diesem Fall die Veröffentlichung der Berichte auf WikiLeaks nicht ungelegen, da sich so international das „Feindbild Iran“ verfestigen könnte.