Berlin. Das Atomlager Asse, das vom Einsturz gefährdet ist, muss nach Angaben des Bundesumweltministeriums erst 2020 aufgegeben werden. Damit verlängert sich die mögliche Laufzeit um sechs Jahre. Möglicherweise werde der Atomabfall auch woanders gelagert, hieß es.

Das einsturzgefährdete Atomlager Asse II muss nach neuesten Erkenntnissen erst 2020 endgültig aufgegeben werden, sechs Jahre später als gedacht. Dies teilte das Bundesumweltministerium am Freitag im Bundestag mit. Die Regierung hat damit mehr Optionen für die Schließung des maroden Bergwerks. Man werde auch ernsthaft prüfen, den Strahlenmüll wieder herauszuholen, sagte Staatssekretär Michael Müller. Der Bundestag billigte die Übertragung des Lagers in die Zuständigkeit des Bundesamts für Strahlenschutz.

In das niedersächsische Salzbergwerk waren bis Ende der 70er Jahre 126.000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktivem Müll eingelagert worden. Seit Jahrzehnten strömen große Mengen Wasser ein. Einige Kammern sind einsturzgefährdet und enthalten strahlende Lauge, die Atom-Fässer rosten. Bisher hatte es geheißen, das Lager sei bereits 2014 nicht mehr zu betreten. Deshalb war erwogen worden, es einschließlich des Strahlenmülls gezielt zu fluten. Neue Berechnungen hätten nun ergeben, dass man sechs Jahre mehr Zeit für eine geordnete Schließung habe, berichtete Müller aus einem Fachgespräch in seinem Ministerium.

Offizielles Endlager

Die Asse galt bisher als Forschungsbergwerk, zuständig war das Forschungsministerium. Die Regierung hat jedoch eine Übertragung an das Umweltministerium beschlossen. Als offizielles atomares Endlager wird es dem Atomrecht unterworfen. Damit hat unter anderem die Öffentlichkeit mehr Anhörungsrechte. Die FDP stimmte mit Union und SPD für die Änderung im Atomgesetz.

Linke und Grüne kritisierten jedoch die damit festgeschriebene Kostenübernahme durch den Bund. Staatssekretär Müller erklärte, weil 90 Prozent des in der Asse eingelagerten Abfalls aus Einrichtungen des Bundes kämen, könnten private Unternehmen nicht zur Kasse gebeten werden. Die Grünen-Umweltexpertin Sylvia Kotting-Uhl hielt entgegen, der meiste Müll komme zwar aus der Wiederaufbereitungsanlage Karlsruhe, doch ursprünglich stamme er aus privaten Atomanlagen.

Gesamtkonzept soll im Herbst stehen

Müller kündigte an, bis zum Herbst könne ein Gesamtkonzept vorliegen. Dabei werde auch geprüft, ob der Atommüll ganz oder teilweise zurückgeholt und woanders sicher gelagert werden könne. Die Prüfung dieser Option sei gesetzlich geboten, sagte der SPD-Politiker.

Die Novelle des Atomgesetzes soll auch der «geänderten Beurteilung der Sicherheitslage nach den Terroranschlägen des 11. September 2001» Rechnung tragen, gut sieben Jahre nach den Attacken auf das World Trade Center. Die neuen Regeln sehen eine erweiterte Zuverlässigkeitsprüfung für Mitarbeiter in kerntechnischen Anlagen vor. (AP)

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