Montreal. Der letzte Widerspruch des Waffenhändlers Karlheinz Schreiber gegen eine Auslieferung nach Deutschland ist abgelehnt worden. Schreiber soll möglicherweise schon bald nach Deutschland überstellt werden. Er gilt als Schlüsselfigur der CDU-Parteispenden-Affäre in den 90er-Jahren.
In Deutschland soll dem 75-Jährigen wegen Steuerflucht, Betrugs und Korruption der Prozess gemacht werden. Der letzte Einspruch Schreibers sei abgewiesen worden, sagte Richard Kramer, Sprecher des kanadischen Justizministeriums. Eine rasche Auslieferung nach Deutschland erscheint nun möglich. Schreiber befindet sich inzwischen in Toronto in Auslieferungshaft und macht sich offenbar darauf gefasst, nach Deutschland überstellt zu werden.
Die deutschen Behörden warten seit 1999 auf die Auslieferung. Schreiber traf in Toronto ein, er sollte im Westen der Stadt inhaftiert werden. Vor Journalisten in Toronto wollte er sich nicht äußern. Vertreter des kanadischen Justizministeriums seien am Freitagnachmittag bei ihm vorstellig geworden, sagte Schreiber der „Frankfurter Rundschau”. Er habe eine 48-stündige Frist gesetzt bekommen, um sich in Auslieferungshaft zu begeben.
Brief an Bundeskanzlerin Merkel
Radio Canada berichtete, Schreiber habe bei einem Gericht in Toronto eine Beschwerde gegen die Ausweisungsanordnung eingereicht. Demnach wurde ihm eine „Sonderanhörung” zugestanden, die aber offenbar keinen neuen Umschwung bewirken konnte. Nach Informationen des Berliner „Tagesspiegels” ersuchte Schreiber den kanadischen Premierminister Stephen Harper in einem Brief, von dem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine Kopie erhalten habe, die Auslieferung mindestens bis nach der Bundestagswahl in Deutschland aufzuschieben.
In dem Schreiben heißt es laut „Tagesspiegel”, Schreiber erwarte in Deutschland keinen fairen Prozess, sondern ein politisches Verfahren. Die SPD wolle seinen Fall im Wahlkampf nutzen, argumentiere Schreiber weiter. Er bevorzuge einen Prozess in Kanada. In Deutschland soll ihm wegen Steuerflucht, Betrugs und Korruption der Prozess gemacht werden. Die Staatsanwaltschaft Augsburg ist Schreiber seit zehn Jahren auf den Fersen. Er war 1999 in Toronto festgenommen worden. Seitdem kämpfen seine Anwälte gegen eine Auslieferung. (AFP)