Montreal. Der Waffenhändler Karlheinz Schreiber hat sich offenbar auf eine baldige Auslieferung nach Deutschland gefasst gemacht, versucht diese aber weiter mit juristischen Schritten zu verhindern. Schreiber gilt als Schlüsselfigur des Ende der 90er Jahre aufgedeckten CDU-Spendenskandals.

Karlheinz Schreiber. Foto: ap
Karlheinz Schreiber. Foto: ap © AP

Waffenhändler Karlheinz Schreiber hat sich wohl auf eine baldige Auslieferung nach Deutschland vorbereitet. Er versucht diese aber weiter mit juristischen Schritten zu verhindern. Schreiber habe sich auf Anordnung des kanadischen Justizministeriums von Ottawa nach Toronto begeben, berichteten die «Frankfurter Rundschau» (Montagsausgabe) und der TV-Sender Radio Canada. Die deutschen Behörden warten seit 1999 auf die Auslieferung.

Schreiber traf am Sonntag in Toronto ein, er sollte im Westen der Stadt inhaftiert werden. Vor Journalisten in Toronto wollte er sich nicht äußern. Vertreter des kanadischen Justizministeriums seien am Freitagnachmittag bei ihm vorstellig geworden, sagte Schreiber der «FR». Er habe eine 48-stündige Frist gehabt, um sich in Auslieferungshaft zu begeben.

Radio Canada berichtete, Schreiber habe bei einem Gericht in Toronto eine Beschwerde gegen die Ausweisungsanordnung eingereicht, ihm sei eine «Sonderanhörung» zugestanden worden. Eine Bestätigung dafür war vom kanadischen Justizministerium am Sonntag nicht zu erhalten. Der 75-Jährige warf der Justizverwaltung vor, sie habe ihm die Ausweisungsanordnung absichtlich am Freitagnachmittag überbringen lassen, weil er am Wochenende keine Widerspruchsmöglichkeiten haben sollte.

Prozess in Kanada bevorzugt

Nach Informationen des Berliner «Tagesspiegels» ersuchte Schreiber den kanadischen Premierminister Stephen Harper in einem Brief, von dem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine Kopie erhalten habe, die Auslieferung mindestens bis nach der Bundestagswahl in Deutschland aufzuschieben. In dem Schreiben heißt es laut «Tagesspiegel», Schreiber erwarte in Deutschland keinen fairen Prozess, sondern ein politisches Verfahren. Die SPD wolle seinen Fall im Wahlkampf nutzen, argumentiere Schreiber weiter. Er bevorzuge einen Prozess in Kanada.

Das Münchner Magazin «Focus» berichtet in seiner jüngsten Ausgabe, die Richter des Untersuchungsausschusses, die sich mit Geschäften des kanadischen Ex-Premiers Brian Mulroney beschäftigten, wollten Schreiber noch bis zum 31. Dezember in Kanada behalten. Schreiber war bei den Anhörungen gegen Mulroney Kronzeuge. Der Waffenhändler soll den Politiker im Zusammenhang mit Rüstungsgeschäften bestochen haben.

Schreiber gilt als Schlüsselfigur des Ende der 90er Jahre aufgedeckten CDU-Spendenskandals. In Deutschland soll ihm wegen Steuerflucht, Betrugs und Korruption der Prozess gemacht werden. Die Staatsanwaltschaft Augsburg ist Schreiber seit zehn Jahren auf den Fersen. Er war 1999 in Toronto festgenommen worden. Seitdem kämpfen seine Anwälte gegen eine Auslieferung. (afp)