Düsseldorf. Viele Länder haben es längst, bald wird auch NRW ein weiteres Prüfungsfach einführen. Vier Fächer seien nicht mehr zeitgemäß, heißt es.
Das Vorhaben steht schon länger im Raum, jetzt aber macht NRW Ernst: „Wir werden ein fünftes Abiturfach einführen“, sagte NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) am Mittwoch im Landtags-Schulausschuss. Zum ersten Mal würden jene Schülerinnen und Schüler von der neuen Regelung betroffen, die im Sommer 2026 in die Oberstufe wechselten und im Frühjahr 2029 ihre Abiturprüfung ablegten. Die meisten anderen Bundesländer hätten schon längst ein fünftes Abi-Prüfungsfach eingeführt.
Bundesverfassungsgericht hat die Länder zur Überarbeitung des Abiturs gezwungen
Hintergrund ist eine Abstimmung innerhalb der Kultusministerkonferenz (KMK) über eine Anpassung der Abiturprüfungen. Das Bundesverfassungsgericht hatte den Ländern schon 2017 auferlegt, für mehr Vergleichbarkeit bei den Abiturprüfungen zu sorgen. Die Einführung des Zentralabiturs allein reichte dem Gericht nicht. Wenn das Abitur überall in Deutschland die Berechtigung zum Studieren bietet, dann müsse es auch bundesweit vergleichbarer sein.
Inzwischen haben die Länder einen einheitlichen Rahmen fürs Abi abgesteckt, und NRW hat genaue Vorstellungen, wie es sich in diesem Rahmen aufstellen will.
Abi-Fach Nummer fünf dürfte eine „Präsenationsprüfung“ sein
Die wohl wichtigste Neuerung in NRW ist laut Ministerin Feller diese: „Wir wollen Präsentationsprüfungen im Abitur etablieren.“ Bei einer solchen Prüfung stellt eine Abiturientin oder ein Abiturient vor Prüfenden die Ergebnisse einer Arbeit vor, mit der sie oder er sich zuvor beschäftigt hat.
Auch schon im Vorfeld des Abiturs könnten solche oder andere „alternative Prüfungsformate“ verstärkt eingesetzt werden, um Klausuren zu ersetzen, erläuterte die Ministerin. Was unter diesen Prüfungen zu verstehen ist, erklärte sie nicht. Es dürfte sich aber zum Beispiel um Jahres- oder Projektarbeiten oder um Praktika handeln. Auch in der Sekundarstufe 1 sollen „alternative“ Prüfungen mehr und mehr eingeführt werden, hieß esi m Schulausschuss. Hochschulen und Arbeitgeber wünschten sich die Einführung von Prüfungen, die „näher an der Realität“ von Beruf oder Hochschule seien.
„Wenn wir alternative Prüfungen in der gymnasialen Oberstufe einführen, dann brauchen wir in NRW auch ein fünftes Abiturfach“, sagte Feller. Laut KMK seien für das Abitur drei schriftliche Prüfungen und eine mündliche Prüfung vorgeschrieben. Eine vierte schriftliche oder eine zweite mündliche Prüfung seien ausgeschlossen. Abi-Fach Nummer fünf müsse daher von den bisherigen Formaten abweichen.
In einer Mitteilung konkretisierte das Schulministerium am Nachmittag seine Pläne: Demnach seien wesentliche Elemente der Weiterentwicklung der gymnasialen Oberstufe: die Einführung neuer Prüfungsformate (Präsentationsprüfung und neu aufgestellte Besondere Lernleistung), die Einführung eines 5. Abiturfachs, die Einführung verpflichtender Projektkurse, die Erweiterung der Möglichkeiten zum Klausurersatz durch alternative Formen der Leistungsüberprüfung sowie die Reduktion von Klausurbearbeitungszeiten.
Das Ministerium informierte die Schulleitungen im Land am Mittwoch auch per Schulmail über seine Pläne für die Gymnasiale Oberstufe und die Abiturprüfungen.
Wochenstunden bei den Grund- und Leistungskursen bleiben unangetastet
Ein Experte des NRW-Schulministeriums kündigte darüber hinaus an, dass das Land bei den Leistungskursen an fünf Wochenstunden und bei den Grundkursen an drei Wochenstunden festhalten werde. Die KMK-Absprachen würden auch vier beziehungsweise zwei Wochenstunden zulassen. Dann aber hätten die Schülerinnen und Schüler zu wenig Zeit, um sich inhaltlich mit den Themen zu beschäftigen. Ziel sei es „Druck“ herauszunehmen und die Oberstufenschüler zu entlasten.
„Die heute vorgestellten Pläne der Landesregierung zur Weiterentwicklung der gymnasialen Oberstufe stellen die größte Abiturreform in NRW seit Jahrzehnten dar“, teilte Dilek Engin, schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, am Mittwoch mit. Es stört sie, dass dieses Thema so „kurzfristig“ auf die Tagesordnung gesetzt worden sei.
Grundsätzlich befürwortet die SPD die Einführung alternativer Prüfungsformate in der gymnasialen Oberstufe. „Es wäre wünschenswert, solche zeitgemäßen Prüfungsformate auch bereits in der Sekundarstufe 1 zu etablieren“, so Engin.