Washington. Der republikanische Ex-Präsident fällt in seinen Reden zuletzt durch Aussetzer auf. Nun wachsen Zweifel an seiner geistigen Fitness.
- Donald Trump prahlt immer wieder damit, über eine besonders gute geistige und körperliche Fitness zu verfügen
- Doch seine jüngsten Auftritte nähren Zweifel, dass es um die mentale Gesundheit des Republikaners wirklich gut bestellt ist
- Zuletzt leistete sich Trump bei Reden mehrere Pannen – trotz Teleprompter
Joe Biden als prä-senilen Großvater darzustellen, dem man nicht die Führung der Supermacht USA geschweige denn die Abschuss-Codes für die Atomwaffen anvertrauen dürfe, gehört seit Jahren zu Donald Trumps Standard-Repertoire. Wann immer der 81-jährige Amtsinhaber auf öffentlicher Bühne patzt oder durch Stolperer und vernuschelte Sätze auffällt, stellt sich der Republikaner in gehässigem Ton an die Spitze des Joe-Du-bist-zu-alt-Chores.
Auch interessant:Demenz-Warnzeichen: Ab wann Vergesslichkeit zum Problem wird
Trump ist nur vier Jahre jünger, aber laut Umfragen wird er als entschieden frischer und wacher angesehen. Doch seit einiger Zeit zeigen in steigender Taktzahl zehn Finger auf ihn zurück. Der mutmaßliche Herausforderer Bidens bei der Wahl im November ist nach Beobachtungen seiner ehemaligen Sprecherinnnen Stephanie Grisham und Alyssa Farah Griffin nach seiner 2021 geendeten Präsidentschaft erkennbar gealtert. „Ohne Zweifel, er hat abgebaut“, sagte Grisham am Wochenende im US-Fernsehen. „Etwas stimmt mit ihm nicht. Er wirkt wie ein Mann, der mental verfällt.”
Sie verwies auf etliche Fälle, bei denen Trump während seiner stets mit Telepromptern unterstützten Reden auf einmal in zusammenhangslosen Sätzen spricht, Wörter erfindet, die es nicht gibt, Städtenamen vertauscht und reihenweise falsche Bezüge herstellt. So bezichtigte er im Wahlkampf in New Hampshire seine einzig verbliebene Rivalin um die Kandidatur, Ex-Gouverneurin Nikki Haley, im Zusammenhang mit dem Sturm aufs Kapitol der unterlassenen Hilfeleistung.
Trump erfindet Wörter, verwechselt Städtenamen und redet Unsinn
Haley, sagte er und nannte ihren Namen vier Mal hintereinander, habe seinerzeit nicht die Nationalgarde gerufen, um den Aufstandsversuch zu ersticken. In Wahrheit hatte Haley mit der ganzen Sache rein gar nichts zu tun. Trump hatte sie schlicht mit Nancy Pelosi, der früheren demokratischen Sprecherin des Repräsentantenhauses, verwechselt.
Haley, erst 52, nahm den Ball dankbar auf. „Wenn man mit dem Druck der Präsidentschaft umgehen muss, kann man nicht jemanden haben, bei dem man sich fragt, ob er geistig in der Lage ist, das zu tun.” Die ehemalige Gouverneurin von South Carolina verlangt für Spitzenpolitiker über 75 Jahre einen kognitiven Test. Dabei sehen Experten den Fall als erledigt an. “Trump ist ein alternder, bösartiger Narzisst”, sagt Aaron Pincus, Psychologie-Professor an der Universität von Pennsylvania. “Während er altert, scheint er die Kontrolle über seine Impulse zu verlieren und lässt geistig nach. Wir sehen so eine ungefilterte Version seiner Pathologie.”
- Gut informiert: Aktuelle Nachrichten rund um die US-Wahl 2024 im Newsblog
- Supreme Court: Reaktionen auf Trump-Urteil – „Todesstoß” für US-Demokratie
- Erfolg vor Gericht: Supreme Court gesteht Trump Immunität zu – teilweise
- Nach TV-Schlappe: Joe Biden gibt nicht auf – US-Präsident als „Comeback-Kid“?
- Hintergrund erklärt: Hinter Trumps Nähe zum MMA-Kampfsport steckt ein Kalkül
Trump, der vorher bereits den Zweiten Weltkrieg mit einem etwaigen Dritten und Barack Obama mit Joe Biden verwechselt hatte, reagiert pikiert auf den sarkastischen Niederschlag, der in sozialen Medien über ihm niederging, wo mehrere einschlägige Video-Clips kursieren. Er wiederholte auch am Wochenende bei einer Rede in Las Vegas die Story aus dem Jahr 2019, wo er einen angeblich sehr schwierigen Intelligenztest mit Bravour bestanden habe.
Lesen Sie auch:Gebranntes Kind – Neue Feuerprobe erwartet Melania Trump
In Wahrheit handelte es sich damals um den klassischen “Montreal Cognitive”-Test, der benutzt wird, um Demenz im Frühstadium festzustellen. In einer Frage müssen die Probanden diverse Tiere voneinander unterscheiden. Trump prahlte damit, dass nur die allerwenigsten Menschen diesen Test bestehen würden. Für ihn dagegen sei er ein Spaziergang gewesen.
Erst Ende November, am Tag, als Biden 81 wurde, veröffentlichte Trumps Leibarzt eine Mini-Bulletin. Danach erfreue sich Trump einer “exzellenten Gesundheit”, die immer noch “für viele Jahre” einen “gesunden, aktiven Lebensstil” ermögliche. Der Ex-Präsident, so führte Dr. Bruce Aronwald, ein Osteopath aus New Jersey aus, habe durch besseres Essen sein Gewicht reduziert und betreibe täglich Sport. Seine Untersuchungs-Ergebnisse, Aronwald nannte keine Details etwa über Bluthochdruck oder Cholesterin-Werte, seien “im Normalbereich” gewesen, seine mentalen Fähigkeiten dagegen “außerordentlich”.
Trump diktierte früherem Leibarzt das Gesundheitszeugnis in den Block
Weil Belege für die Behauptungen fehlen, verwiesen US-Medien darauf, dass es bereits früher fragwürdige Testate über den Gesundheitszustand des Republikaners gab. 2016 verfasst der Mediziner Harold Bornstein ein hervorragendes Zeugnis für den damaligen Präsidentschaftskandidaten. Später bezeugte Bornstein, dass Trump ihm den für ihn wohlwollenden Inhalt diktiert habe.
Objektive Daten über Trump liegen öffentlich nicht vor. Als er im vergangenen Sommer im Bundessatt Georgia zur Anklageverlesung gegen ihn wegen versuchter Manipulation der Wahlergebnisse von 2020 erscheinen musste, gab er sein Gewicht mit 98 Kilogramm an, bei einer Körpergröße von 1,93 Meter. In sozialen Medien veröffentlichten Kritiker umgehend Fotos, die Trump mit einer Leibesfülle zeigten, die eher auf 120 Kilogramm plus x schließen ließen.
Heute heißt es, Trump habe in jüngster Zeit rund 30 Pfund abgenommen. Nicht durch einschlägige Spritzen. Sondern durch das Weglassen von Schokoladen-Eis und anderen Naschereien. Dahinter habe seine Gattin gestanden. Ex-First Lady Melania sei die treibende Kraft hinter der Diät für den Mann, der im Herbst zum dritten Mal für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten kandidieren will.
- Seine Ehefrauen: Melania, Marla, Ivana – Die Frauen an Trumps Seite
- Wie reich ist der 45. US-Präsident? So groß ist das Vermögen von Donald Trump
- Seine Familie: Das sind Donald Trumps Kinder
- Trumps Ex-Kabinett warnt: Seine Rückkehr wäre ein Desaster