An Rhein und Ruhr. Manche Schulen bleiben beim bestehenden Ticket, ärgerlich für Schüler, die einen Fahrkartenzuschuss erhalten. VRR sieht neue Chipkarten-Probleme.
Drei Monate nach seiner Einführung gibt es das Deutschlandticket ab August in NRW für Schülerinnen und Schüler vergünstigt für 29 Euro pro Monat. Doch nicht alle in NRW, die für ihren Schulweg bereits das bisherige auf ihr Tarifgebiet beschränkte Schülerticket für Bus und Bahn nutzen, werden davon profitieren können. Es deutet sich ein ‘Flickenteppich’ an.
Für manche etwa im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) bleibt’s beim bisherigen „Schoko-Ticket“ mit Preisstufe D. Der Grund: Entweder haben einzelne Kommunen - wie etwa Heiligenhaus - oder andere Schulträger das ‘Upgrade’ zum Deutschlandticket vorerst abgelehnt. Ein Sprecher des NRW-Schulministeriums sagt dazu: „Die Schulträger als Träger der Sachkosten, darunter auch der Schülerfahrkosten, entscheiden freiwillig, ob sie das Deutschlandticketmodell umsetzen.“ Das Land wiederum hat den Städten und Gemeinden den Ausgleich ihrer Ausgaben zugesagt.
Deutschlandticket für Schüler: Einzelne Schulen machen nicht mit
Für Essen und Mülheim nennt die dortige Ruhrbahn sieben Schulträger, die das Deutschlandticket ihren Schülerinnen und Schülern nicht zugänglich machen. An allen städtischen Schulen in Essen und Mülheim werde es eingeführt, zusätzlich auch bei sieben von 14 dortigen privaten Schulträgern, sagt eine Sprecherin. In Duisburg lehnen zwei kirchliche Gymnasien das Deutschlandticket ab, in Düsseldorf drei Schulen, darunter die Internationale Schule im Stadtteil Kaiserswerth, teilen DVG und Rheinbahn mit.
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Auch in Dortmund war die Umstellung auf das „DeutschlandTicket Schule“, wie es offiziell heißt, kurz vor den Sommerferien beschlossen worden. Alle städtischen Schulen sind dabei, sagt ein Sprecher des Verkehrsunternehmens DSW21. „Einzelne private Schulträger haben sich gegen die Umstellung ausgesprochen, ein paar haben sich noch nicht abschließend geäußert.“ Andrea Engelke, Leiterin des DSW21-Kundenmanagements merkt an, was auch in anderen Verkehrsunternehmen zu hören ist: „Der Zeitrahmen für die Umstellung ist aufgrund der späten politischen Entscheidung einmal mehr sehr ambitioniert. Aber das sind wir ja gewohnt.“
VRR sieht neue Chipkarten-Probleme wegen der Schüler-Tickets
Für Schülertickets gilt wie schon für alle Dauerkunden beim Start des Deutschlandtickets: Alle bestehenden Abos werden, wo es so beschlossen worden ist, automatisch umgeschrieben. Tickets sind also ab dem 1. August bundesweit nutzbar, auch wenn das noch nicht drauf steht. Später soll dann eine neue Chipkarte zugeschickt werden. Die haben manche Deutschlandticketnutzer in NRW auch jetzt noch nicht erhalten, wie ein VRR-Sprecher auf Anfrage sagt: Der Chipkarten-Mangel hält an. „Durch die Einführung des Deutschlandtickets für Schüler kann es wiederum zu deutschlandweiten Problemen kommen“, heißt es beim VRR.
Der Anspruch auf Kostenunterstützung durch die jeweilige Kommune bei einer Schüler-Fahrkarte hängt von der Länge des Schulwegs ab, je nach Alter eines Kindes. Den Antrag muss man über sein jeweiliges Schulsekretariat stellen.
Diese Regeln gelten zum Anspruch auf ein Schülerticket mit Kostenzuschuss durch Stadt oder Gemeinde in NRW:
- Grundschüler: Ab zwei Kilometer Schulweg
- Klasse fünf bis 10: Ab 3,5 Kilometer Schulweg
- Stufe 11 bis 13: Mehr als 5 Kilometer zur Schule
Das kostet ein bezuschusstes Deutschlandticket je Familie:
- 1. Kind: 14 Euro
- 2. Kind 7 Euro
- ab 3. Kind: 0 Euro
Schulen müssen einen Vertrag mit einem Verkehrsunternehmen abschließen
„Eine Altersbegrenzung gibt es nicht bei den Schülertickets“, sagt der VRR-Sprecher. Bedingung ist, dass man eine Schule besuche, deren Schulträger einen entsprechenden Vertrag mit einem Nahverkehrsunternehmen abgeschlossen hat. Auch bei den bisherigen Schülertickets sei das so.
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„Der Vertrag muss nicht mit dem Verkehrsunternehmen geschlossen werden, das vor Ort die meisten Linien bedient“, sagt ein Niag-Sprecher in Moers. Die Stadt Wesel als Schulträger etwa habe ihren Vertrag mit einer Tochter der DB Regio Bus abgeschlossen, meint er.
Deutschlandticket für Schüler kostet 29 Euro pro Monat
Auch in den Kreisen Wesel und Kleve werden einige Schulgänger kein Deutschlandticket erhalten: „Einige wenige Kommunen am unteren Niederrhein haben sich für das Beibehalten der SchokoTickets entschieden“, in einzelnen sei aber das letzte Wort dazu noch nicht gesprochen, meint der Niag-Sprecher. „Etwa zehn Schulträger, die uns vertraglich verbunden sind, nutzen die Möglichkeit zum Wechsel bislang nicht“, meist kleinere Privatschulen, sagt er. Insgesamt aber nennt er die Nachfrage „beachtlich“.
„Das Deutschlandticket ist aus vielerlei Sicht ein großer Erfolg“, sagt ein Sprecher des NRW-Verkehrsministeriums. Dass nicht alle Schülerinnen und Schüler in NRW Zugang über ihre Schule haben werden und es für sie damit noch günstiger als 29 Euro wäre, mag man im Ministerium auf Nachfrage nicht kommentieren. „Die letzte Entscheidung darüber obliegt den kommunalen Gremien“, erklärt der Sprecher: Diese „werden unterschiedliche lokale Kriterien berücksichtigen.“
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Wenn der Schulweg unter der Mindestlänge liegt, können Schüler und -innen ein „Deutschlandticket Schule Selbstzahler“ erwerben, sagt ein VRR-Sprecher. Es ist bei jedem örtlichen Verkehrs- oder Bahnunternehmen erhältlich. Statt wie bisher 39,40 Euro für ein „Schokoticket“ im VRR, kostet es 29 Euro im Monat. Auch dieses Ticket ist nur im Abo erhältlich und monatlich kündbar.
„Noch etwas gedulden müssen sich die Studierenden“, teilen das Dortmunder Verkehrsunternehmen DSW21 mit. So soll zum Deutschlandticket ein neues, bundesweites Solidarmodell aufgesetzt werden, „mit dem sie noch stärker von den Vorzügen des neuen Angebots profitieren.“ Bis dahin bleibe als Übergangslösung zunächst das bisherige Solidarmodell bestehen: Studierende in NRW können ihr Semesterticket für monatlich 12,33 Euro upgraden, so dass es dann analog zum Deutschlandticket bundesweit gültig ist. (dae)