Essen. . Sie will neue SPD-Fraktionschefin werden: Sarah Philipps im Gespräch über den Markenkern der Sozialdemokraten, Migration und das Gendern.
Am kommenden Dienstag will die SPD-Landtagsfraktion ihre neue Führung wählen, nachdem der Essener Thomas Kutschaty als Chef zurückgetreten war. Drei Bewerber stehen zur Wahl: Der Innenpolitiker Sven Wolf und der Bildungspolitiker Jochen Ott sowie die Fraktionsgeschäftsführerin Sarah Philipp aus Duisburg. Die Redaktion sprach mit ihr – auch übers Gendern und die aktuell schlechten Umfragewerte.
In Umfragen schneidet die SPD meist schlecht ab. Woran liegt’s?
Sarah Philipp: Vor der letzten Bundestagswahl lagen wir als SPD auch in den Umfragen lange abgeschlagen zurück und haben am Ende die Wahl doch gewonnen. Umfragen sind eben keine Wahlen. Die entscheidende Frage unserer Zeit ist die soziale Frage. Ich glaube an eine sozialdemokratische Mehrheit in NRW. Für bezahlbare Wohnungen, bessere Schulen und Kitas und Klimaschutz, der gute Arbeit schafft.
Warum wird die Partei nicht mehr als Vertreter der sog. kleinen Leute wahrgenommen? Wie wollen Sie das ändern?
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Die Leute wollen uns wieder kämpfen sehen. Sie machen sich Sorgen um ihre Miete, steigende Preise und die Bildungschancen ihrer Kinder und Enkel. Hendrik Wüst mit Schwarz-Grün hat für diese Menschen keine Antworten. Um die Interessen der arbeitenden Menschen und ihrer Familien kümmert sich im Landtag nur eine Fraktion. Und das ist die SPD.
Vielleicht liegt es ja auch an der Sprache und an den Themen: Oft werden englische Begriffe benutzt, häufig geht es ums Gendern, oder um Diversität. Das alles wirkt für viele Menschen ziemlich abgehoben.
Wenn ich in Duisburg am SPD-Infostand stehe oder Veranstaltungen besuche, dann sprechen die Menschen mit mir über ihre Heizkosten, hohe Lebensmittelpreise oder den Zustand ihrer Straße vor der Haustür. Das sind die Themen, die vor Ort bewegen und auf die Politik Antworten haben muss. Mit klarem Plan und klarer Sprache.Die Politiker, die sich am meisten über Genderstern-Debatten etc. beklagen, sind meiner Erfahrung nach die, die selbst am meisten drüber reden.
Als Duisburgerin kennen Sie das Thema Migration, es gibt Licht und Schatten. Ihre Position?
Die Zuwanderung der letzten Jahrzehnte hat Nordrhein-Westfalen vielfältig und stark gemacht. Insbesondere die Themen Arbeitsmarkt und Bildung spielen eine wichtige Rolle, wenn Integration gelingen soll. Wer nach Deutschland kommt, muss schnell eine Möglichkeit finden, die Sprache zu lernen und einen Job zu finden. Wir brauchen Fachkräftezuwanderung, um unseren Wohlstand zu bewahren. Sowie Menschlichkeit und Solidarität mit Menschen, die aus ihrer Heimat flüchten müssen.
Sie wollen die Landtagsfraktion führen. Aber gehören Partei und Fraktion nicht in eine Hand?
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Die Landtagsfraktion ist das Parlamentarische Kraftzentrum der NRW SPD. Unsere Aufgabe ist es das Unvermögen der Landesregierung herauszuarbeiten und zu zeigen dass wir das bessere Gegenmodell zu Schwarz-Grün sind. Um in NRW zurück in die Erfolgsspur zu kommen, werden alle gebraucht. Nur gemeinsam können wir als soziale Kraft im Land unsere Politik vorantreiben und sozialdemokratische Mehrheiten schaffen.